Internationaler Markt
Die Erholung der US-Ölindustrie von den Tiefschlägen der Corona-Krise ist bemerkenswert. Mit einer durchgehenden Produktion von über 13 Mio. Barrel pro Tag seit dem letzten Quartal und Spitzenwerten von 13,3 Mio. Barrel pro Tag überschreiten die USA nicht nur ihre eigenen historischen Leistungen, sondern setzen sich auch an die Spitze der weltweiten Ölproduktion. Diese Entwicklung, unterstützt durch fortschrittliche Fördertechnologien, sinkende Betriebskosten und steigende Effizienz, deutet darauf hin, dass die US-Ölförderung bis 2025 auf beeindruckende 14,5 Mio. Barrel pro Tag ansteigen kann.
Die USA haben sich zum Fels in einem von geopolitischen Konflikten und technischen Herausforderungen brandenden Ölmarkt entwickelt. Die anhaltenden Schwierigkeiten rund um die Kirkuk-Ceyhan-Pipeline im Irak verdeutlichen die komplexen Herausforderungen, die die Ölversorgung beeinträchtigen können. Der Stillstand dieser lebenswichtigen Pipeline, verursacht durch rechtliche Auseinandersetzungen und die Zögerlichkeit in der Vertragsüberprüfung, ist ein Paradebeispiel für die empfindlichen geopolitischen Gleichgewichte, die den weltweiten Ölfluss bestimmen.
Trotz internationaler Sanktionen und interner Raffinerieausfälle bleibt Russland ein wesentlicher Akteur auf dem Ölmarkt. Seine Rolle ist aber kaum noch greifbar. Die Ausfälle von Verarbeitungskapazitäten haben zu einem Anstieg der Rohölexporte geführt. Das unterstreicht zwar die Fähigkeit des Landes, sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen zu können. Die ukrainischen Attacken gegen russische Raffinerien, zusammen mit der zunehmenden Isolation des Landes aufgrund verschärfter Sanktionen und der strategischen Distanzierung wichtiger Abnehmer wie Indien, offenbaren aber die Unsicherheit, die Handelspartner mit dem Land haben.
In einer bemerkenswerten Wendung hat Russland in Nordkorea einen neuen Abnehmer für sein Öl gefunden, der sich den westlichen Sanktionen widersetzt. Diese Partnerschaft, die im Tausch gegen militärische Ausrüstung zustande kommt, zeigt die Verschiebung in den geopolitischen Allianzen und die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Staaten an neue Handelsrealitäten.
Die Entscheidungen der OPEC-Plus haben traditionell einen erheblichen Einfluss auf die Ölpreise und die Marktstabilität. Die jüngste Zurückhaltung der Gruppe, ihre Förderstrategien vor dem nächsten Treffen im Juni zu ändern, spiegelt die allgemeine Unsicherheit und das Bestreben wider, ein Gleichgewicht im aktuellen Markt zu finden. Diese strategische Pause deutet auf die komplexen Überlegungen hin, die hinter den Kulissen stattfinden, um die Interessen der Mitgliedsländer auszubalancieren und gleichzeitig auf die globalen Marktbedürfnisse zu reagieren.
Vitol, der weltweit führende Energiehändler, prognostiziert eine zunehmende Verknappung am Produktenmarkt aufgrund der Krise im Roten Meer und der Umleitung russischer Ölprodukte weg von Europa. Das führt dazu, dass eine rekordhohe Menge an Ölprodukten in Tankern unterwegs ist. Trotz der erwarteten Abnahme der Nachfrage im europäischen Straßentransport bis Mitte der 2020er Jahre, erwartet Vitol hierzulande einen angespannten Markt. Für das laufende Jahr wird ein Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Raffinerieprodukten um 1,5 Mio. Barrel pro Tag vorhergesagt. Zudem hat Vitol seine Prognose zum Höhepunkt der globalen Ölnachfrage um einige Jahre auf die frühen 2030er verschoben.
Diesen Vorstellungen zum Trotz geben die Notierungen an den Ölbörsen recht deutlich nach. Heute Morgen nähern sich die Gasölpreise, für Heizöl besonders relevant, der Marke von 800 Dollar pro Tonne. Die Preise für Rohöl der Sorte Brent laufen gegen 85 Dollar pro Barrel.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 80,69 Dollar und das Barrel Brent zu 85,27 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 803,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9225 Euro. Damit kostet der Euro 1,0838 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen den Vorgaben des internationalen Markts deutlich gedämpft. Die Trendkanäle werden durch die aktuelle Entwicklung bestätigt. Sie weisen kurz- und mittelfristig abwärts. Aktuell ist Heizöl knapp drei Prozent teurer als vor einem Jahr, obwohl zwischenzeitlich die Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut auf den Preis aufgeschlagen wurden. Vor zwölf Monaten befanden sich die Heizölpreise in einer stärkeren Abwärtsbewegung als heute.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist recht ruhig. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wird indes hoch gehalten. Die Umstände sind typisch vorösterlich. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreissystem zeigt im Westen der Republik ein Kaufsignal an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft jetzt.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil