Internationaler Markt
Die Ölpreise stehen durch erneut aufgeflammte Nachfragesorgen unter Druck. Aktuelle Prognosen aus dem US-Energieministerium bringen diese zurück aufs Parkett. Das globale Ölnachfragewachstum soll 2023 deutlich geringer ausfallen als bislang erwartet.
Um 320.000 Barrel täglich (B/T) senkt die Statistikbehörde EIA im US-Energieministerium ihre Prognose für das weltweite Ölnachfragewachstum. Es soll damit im kommenden Jahr bei 1,16 Millionen B/T liegen. Vor allem diese Nachricht aus dem EIA-Monatsbericht schickte Brent und WTI gestern Abend auf Talfahrt.
Immerhin passt die EIA-Vorhersage zu dem, was die Marktteilnehmer derzeit in China sehen. Mehr Coronafälle führen dort zu neuen Einschränkungen. Das verstärkt den Eindruck, dass die chinesische Regierung ihre Null-Covid-Politik doch noch eine ganze Zeit beibehalten wird – anders als die Gerüchte über ein „Wiedereröffnungskomitee“ in der letzten Woche vermuten ließen. Das trübt die Ölnachfrageaussichten des größten Ölimportlandes kräftig ein.
Die US-Ölbestandsdaten des Branchenverbandes API verstärken zudem den Abwärtsdruck auf die Ölfutures, weil sie auf einen Rückgang der Nachfrage hindeuten. Der API-Wochenbericht überraschte in der vergangenen Nacht mit einem unerwartet hohen Anstieg der Rohölvorräte in den USA. Auch die Benzinvorräte sollen deutlich zugenommen haben. Analysten hatten in beiden Kategorien mit Abbauten gerechnet.
Gestern bekräftigte Indien unmissverständlich, dass man sich nicht am Preisdeckel für Öl beteiligen wird. Analysten sehen damit russische Ölströme weiter nach Indien und von dort aus auf den Weltmarkt fließen. Der Ölpreisdeckel, der zeitgleich mit dem EU-Einfuhrstopp für russisches Öl am 5. Dezember umgesetzt werden soll, könnte Indiens Preisverhandlungsposition außerdem verbessern. Diese Gedankenspiele lassen die Auswirkungen des EU-Embargos auf Angebot und Preis weniger dramatisch erscheinen. Gleichwohl gibt es Analysten, die nach wie vor mit einem Preisschock Anfang Dezember rechnen. Es bleibt eine große Unsicherheit im Markt.
Letztendlich ist die Verfassung des Ölmarktes und die Impulse, die auf ihn einwirken, seit Wochen kaum verändert. Analysten stochern im Warteraum vor EU-Embargo und vor den ersten stichhaltigen Daten zur realen Umsetzung der OPEC-Plus-Kürzungen im Nebel. In diesem Nebel haben bärische Impulse aktuell die Oberhand gewonnen.
Die Trader warten für die weitere Markteinschätzung heute auf die offiziellen US-Ölbestandsdaten des Department of Energy (DOE), die am Nachmittag umfangreichere Informationen liefern. Auch die Ergebnisse der Midterms – der Zwischenwahlen in den USA – sind Thema. Sie könnten Einfluss auf den Dollar und damit in der Folge auf die Ölpreise ausüben.
Die Notierungen an den Ölbörsen starten heute in der Nähe ihrer Tagestiefs von gestern Abend und suchen noch ihre Richtung.
Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 88,44 Dollar. Die Nordseesorte Brent kostet 94,94 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 1.034,50 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9935 Euro. Damit ist der Euro 1,0060 Dollar wert.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben weiter nach. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt einen steilen Abwärtslauf seit der zweiten Oktoberwoche. Heizöl kostet im Bundesdurchschnitt heute Morgen 138,80 Euro je 100 Liter bei einer Standardlieferung von 3000 Litern.
Unter Heizölkunden, die eine Preisabfrage starten, ist die Kaufbereitschaft laut Schwarm-O-Meter auf mittlerem Niveau. Insgesamt ist das Kaufinteresse nach einer ersten Bestellwelle etwas zurückgegangen.
Die anhaltende Abwärtsbewegung ermutigt offensichtlich mehr Heizölverbraucher auf niedrigere Preise zu spekulieren. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung überwiegt eine optimistische Einschätzung der kurzfristigen Preisentwicklung.
Das Risiko steigender Preise in Folge des für Anfang Dezember geplanten EU-Embargos auf russische Öllieferungen ist in den Hintergrund getreten, ganz aus der Welt ist es jedoch nicht.
Deshalb gilt es für alle, die vor dem Winter noch bestellen müssen, den Markt eng zu beobachten. Auch wer spekulieren möchte, sollte die Entwicklung jetzt im Blick behalten, um gegebenenfalls einen noch günstigeren Preismoment zu erwischen.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil