Internationaler Markt
Die Rohölpreise gaben im Oktober zwischen elf und dreizehn Prozent nach. Es sieht so aus, als erwarte uns der größte Monatsverlust seit Juli 2016. Die Überraschung könnte größer kaum sein, da Finanzjongleure bis vor kurzem noch in überwiegender Mehrheit wachsende Knappheit vorhersagten. Der deutliche Preisnachlass schlägt leider nicht bis in den deutschen Binnenmarkt durch. Der hat vielmehr mit den größten Versorgungsproblemen seit mehreren Jahrzehnten zu kämpfen. Die Heizölpreise werden dadurch immer weiter in die Höhe getrieben.
Daten aus dem Ölmarkt gibt es in Hülle und Fülle. Sie helfen leider nicht, die realen Warenströme hinreichend genau abzubilden. Das ist so ärgerlich wie beruhigend. Ärgerlich ist es, weil die Dysfunktion der Datenwirtschaft zu falschen Schlüssen und misslichen Preisentwicklungen führen. Beruhigend ist es als Indiz für die Überschätzung der Big-Data-Entwicklung. Menschliches Handeln wird damit nur als Fiktion vorhersehbar werden. In der Realität wird sie allenfalls partiell funktionieren.
Als Prävention gegen eine veritable Ölknappheit haben Saudi-Arabien und Russland ihre Förderungen in den letzten Monaten um 1,5 Mio. Barrel pro Tag gesteigert. Das entspricht ungefähr der Menge, die durch die US-Sanktion gegen den Iran ausfallen wird. Da einige Länder außerhalb des Kreises der OPEC-Alliierten, allen voran die USA, ebenfalls einen massiven Aufbau ihrer Ölförderung betreiben, droht nun eine Über- statt einer Unterversorgung mit Öl. Wohlgemerkt, die Aussage ist genau wie die gegenteilige vollkommen unzuverlässig oder rein hypothetisch. Gleichwohl werden damit Preise bewegt, mit Glück in einem fortgesetzten Abwärtstrend.
Der sanktionserprobte Iran bemüht sich übrigens ebenfalls, sein Öl weiterhin auf dem Markt zu platzieren. Im Aufbau dunkler Kanäle zur Beförderung nicht nachvollziehbarer Warenströme verfügt er über nennenswerte Expertise. Damit hat er jüngst angeblich einige hunderttausend Barrel verkaufen und liefern können. Die EU möchte ein offizielles System für solche Geschäfte in Betrieb nehmen. Bisher fanden sich allerdings keine Käufer aus Sorge, selbst Opfer von US-Sanktionen zu werden. Abschließend zum Thema sei noch angemerkt, dass China, Indien und die Türkei Ausnahmegenehmigungen von den USA für den Bezug iranischen Öls erhalten könnten.
So offenbart sich der gesamte Versorgungskomplex einmal mehr als Wundertüte, in der sowohl Warenströme als auch Preisentwicklungen so vorhersehbar wie Wettererscheinungen stattfinden. Dennoch sehen wir in diesen Tagen einen Preistrend am internationalen Markt, der die Stabilität des diesjährigen norddeutschen Sommers aufweist. Wann die fallenden Preise allerdings den heimischen Verbraucher erreichen werden, ist erneut eine Frage, die zu höchster Spekulation anregt.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 66,99 Dollar und das Barrel Brent zu 76,99 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 706,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8795 Euro. Damit kostet der Euro 1,1368 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen immer noch, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Das krasse Missverhältnis zur Preisentwicklung am internationalen Markt ist nicht, wie einige enttäuschte Kunden meinen, schnöder Wucher, sondern Ausdruck einer infrastrukturellen Dramatik besonderen Ausmaßes. Diese betrifft beileibe nicht nur den Wasserweg Rhein, sondern auch alternative Transportmöglichkeiten, Fachpersonalmangel und Raffinerieanlagen. Es ist ein übles Bündel mangelhafter Funktionalität wie sie in verschiedenen Sektoren unserer Gesellschaft zunehmend zu beklagen ist. Man denke nur an die Bahn.
Das Heizölgeschäft im Binnenmarkt funktioniert nicht mehr richtig. Die Suche nach einem günstigen Preis ist der Notwendigkeit, überhaupt Heizöl zu bekommen, zum Opfer gefallen. Die Spekulation auf sinkende Preise ist nur noch ein Spiel derjenigen, die in absehbarer Zeit gar kein Heizöl benötigen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung geben in diesen Tagen eher eine virtuelle Marktlage wider. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ganz schwachen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends geben Verbrauchern keinen Grund zur Hoffnung auf Besserung. In den verschiedenen Zeitstufen treten fünfmal Aufwärts und nur einmal Abwärts auf. Man muss bis zur Zehn-Jahres-Ansicht klicken, um Abwärts zu finden. Und selbst dort wirkt es nicht überzeugend, da die negative Steigung ständig aufwärts korrigiert werden muss. Hoffen lassen lediglich die internationalen Preistrends.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Kaufen Sie, wenn Sie Heizöl benötigen, und bleiben Sie dem Markt fern, wenn Sie noch drei Monate oder mehr mit Ihrem Bestand überbrücken können.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil