Internationaler Markt
Der Bericht vom Mittwoch über die fallenden Lagerbestände in den USA wirkte gestern noch nach. Bei einer eher dünnen Nachrichtenlage stabilisierten sich die Preise für Brent-Rohöl zwischen 74 und 75 Dollar je Barrel.
Damit schwankt der Ölpreis nun schon seit acht Wochen in einem relativ engen Band zwischen 71 und 78 Dollar. Das aktuelle Preisniveau ist für die meisten Beobachter überraschend niedrig. Weder die Sanktionen gegen russisches Öl noch das relativ geschlossene Auftreten des Ölkartells OPEC+ konnten die Brentpreise in Bewegung setzen.
Ab dem 1. Juli will Saudi-Arabien seine Förderung im Alleingang um 1 Mio. Barrel pro Tag kürzen. Aber auch diese isolierte Maßnahme, die durch die vielen Pufferlager in Saudi-Arabien, auf Tankern und in den Importländern verwässert wird, wirkt eher ratlos.
Öl ist aktuell deutlich billiger als noch vor zehn Jahren, als Preise über 100 Dollar je Barrel die Regel waren. Danach drückte zunächst die Schieferölflut die Preise, gefolgt vom Einbruch der Nachfrage in den Pandemiejahren.
Ausgerechnet der durch den Ölverbrauch beschleunigte Klimawandel stützt jetzt immer wieder die Ölpreise. Hitzewellen in Asien, Nordamerika und Südeuropa fördern den Einsatz von Dieselgeneratoren schon seit Wochen. Jetzt fallen auch die Wasserpegel im Rhein. Schon im letzten Jahr sorgte Niedrigwasser von zeitweise unter 50 cm für steil steigende Frachtraten für Diesel oder Benzin. Statt der üblichen 10-20 Euro/Tonne mussten im August 2022 plötzlich über 100 Euro je Tonne gezahlt werden.
Noch früher als im letzten Jahr fallen in diesem Juni die Pegelstände entlang der Rheinschiene. Die Frachtraten etwa für Heizöltransporte nach Karlsruhe haben sich bereits auf knapp 40 Euro je Tonne verdoppelt und liegen auf einem Rekordniveau für diese Jahreszeit. Je 10 Euro/Tonne bei den Frachtraten erhöhen sich die Verbraucherpreise rechnerisch um etwa 1 Euro je 100 Liter, wobei die tatsächliche Preisveränderung von der Versorgungslage abhängen wird. Die weitere Entwicklung hängt nun von den Niederschlagsmengen in den kommenden Wochen ab.
Die Ölbörsen starten am heutigen Vormittag erst einmal lustlos. Die Preisschwankungen sind gering. Brent-Rohöl kostet im Moment 74,53 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 69,95 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 705,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9206 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0859 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl folgt den internationalen Vorgaben und wird heute etwas teurer. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von 89 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Anstieg wird durch den etwas schwächeren Euro beschleunigt, aber gleichzeitig durch die Preisschwäche bei Gasoil, dem Vorprodukt von Diesel und Heizöl, gebremst.
Die Bestellaktivität liegt noch immer über dem Durchschnitt, wirkt nun aber etwas ruhiger als in der Wochenmitte. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel auf die zweithöchste Stufe zurück.
Die Einschätzung des Marktes hat sich bei den Verbrauchern nicht verändert. Wie schon gestern erwarten knapp über 80 Prozent der Voten in der täglichen Lesereinschätzung eher fallende Heizölpreise.
Im Moment zeichnet sich kein Trend ab, der die Seitwärtsbewegung der Preise beenden könnte, weder nach unten noch nach oben. Wer demnächst ordern muss, sollte daher günstige Gelegenheiten nutzen, muss aber nichts überstürzen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil