Internationaler Markt
Der Ölmarkt ist bullisch. Das hat er dem Ende der bürgerlichen Einschränkungen zur Corona-Bekämpfung in den meisten Ländern der Erde zu verdanken. Insbesondere die Zunahme der Mobilität lässt die Ölnachfrage gegen die hohen Werte von 2019 streben. Wahrscheinlich werden sie noch in diesem Jahr eingestellt. Den größten Schub dafür liefert die Individualmobilität, das heißt das Auto. Es wird in Zeiten angespannter Infektionssorgen dem öffentlichen Verkehrsmittel bevorzugt. Diese verständliche menschliche Präferenz wird den Ölkonsum stärker steigen lassen, als von Experten der Ölbranche und ihrer Antipoden aus den Umweltbranchen erwartet wurde.
Auf der Angebotsseite ist die Zahl der Aktivposten durch die Corona-Krise geschrumpft. Die Kapazität, ein starkes Nachfragewachstum marktkonform zu managen, existiert praktisch nur noch bei der OPEC-Allianz. Sie besteht aus den Mitgliedern der 1960 gegründeten Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), deren stärkste Produzenten am Persischen Golf angesiedelt sind, und einigen Einzelsaaten, unter denen Russland über die größte Produktionskapazität verfügt. Die USA, die bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie zum weltstärksten Ölproduzenten wuchsen, dann aber deutlich zurückfielen, gehören nicht dazu. Der größte Ölkonsument auf unserem Globus sind sie allerdings weiterhin.
Für die OPEC-Allianz wäre es ein Leichtes, die steigende Nachfrage zu decken. Sie wird ihre Ölhähne allerdings nur sehr bedächtig aufdrehen, um nicht unvermittelt eine Überproduktion und damit abstürzende Ölpreise hervorzurufen. Ursächlich für ihre Unsicherheit ist das wahrscheinliche Ende der Sanktionen gegen den Iran, der im Eintrittsfall einen kräftigen zusätzlichen Versorgungsbeitrag leisten wird. Wie hoch dieser genau ist und vor allen Dingen wie schnell er eingebracht werden kann, ist nicht bekannt.
Einen unbotmäßigen Anstieg der Ölpreise wird die Gruppe aber nicht zulassen, weil sie weder die globale Wirtschaftsentwicklung stören noch die Dynamik des Aufbaus regenerativer Versorgung befeuern möchte. Ihre Standardprodukte, Erdöl und Erdgas, will sie verkaufen, so lange diese einen Markt haben. Das wird länger der Fall sein, als es die Verhinderung des Klimawandels zuließe. Die gigantische Energiemenge, die durch diese Produkte heute zur Verfügung gestellt wird, lässt sich nicht schnell genug durch Alternativen ersetzen. Daran ändern weder politische Vorgaben noch Gerichtsurteile etwas. Die einzige Art, die anthropogenen Ursachen des Klimawandels hinreichend schnell zu drosseln, haben wir in der Corona-Krise kennengelernt. Es ist die Einschränkung bürgerlicher Freiheiten, insbesondere der Bewegungsfreiheit. Sie bringt den bisher größten messbaren nicht negativen Effekt für das Klima.
Politisch verbieten sich diese Überlegungen derzeit noch. Die Büchse der Pandora wurde allerdings durch die Corona-Maßnahmen geöffnet. Für Ölversorger spielen solche Gedanken keine Rolle. Wie in allen anderen Wirtschaftsbereichen auch geht es für sie um das einträgliche Geschäft. Das wird mittlerweile zwar einigen freien börsennotierten Ölgesellschaften gerichtlich vermiest. Sie bilden aber nur eine sehr kleine Gruppe unter den Ölproduzenten. Die überwiegende Mehrheit besteht aus staatlichen Gesellschaften, die der Regierungskontrolle unterliegen. Das trifft insbesondere auf die Unternehmen innerhalb der OPEC-Allianz zu.
Die Ölpreisbildung wird durch diese Unternehmen derzeit vernehmbar beeinflusst. So gab Saudi Aramco gestern eine ordentliche Erhöhung für Abnehmer in Europa und Asien bekannt. US-Kunden kommen ungeschoren davon, wahrscheinlich um der Schieferölindustrie des Landes kein verbessertes Marktumfeld zu bieten, das sie anregen könnte, wieder mehr Geld in ihre Förderanlagen zu investieren. Dazu trägt indes die stark steigende Benzinnachfrage des Landes bei. Sie ist auf ein Zwei-Jahres-Hoch geklettert.
Einen kräftigen Preisschub konnte diese Meldung nicht generieren. Sie wurde von ausgeglichen Daten zu den US-Lagerbeständen begleitet. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, dass diese Daten wieder streng bullisch wirken. Vermutlich wird das bereits in der nächsten Woche der Fall sein. Nach einem kurzen Abschwung im gestrigen Handel, tendieren die Börsennotierungen heute Morgen wieder aufwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 69,10 Dollar und das Barrel Brent zu 71,57 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 582,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8254 Euro. Damit kostet der Euro 1,2110 Dollar.
Nationaler Markt
Der Anstieg der Heizölpreise hat mittlerweile das erwartet deutliche Ausmaß erreicht, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Ein Ende dieser Phase ist nicht in Sicht. Sicher wird der Anstieg demnächst die eine oder andere Delle zeigen. Insgesamt ist das Marktumfeld aber streng bullisch.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist relativ ruhig. Heizölbestellungen kommen gleichwohl stetig herein, nun auch aus Furcht vor noch höheren Preisen. Die Hoffnung auf fallende Heizölpreise ist weiterhin volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem selten gesichteten Minderheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben kaum Anlass für Preiszuversicht. In den kürzeren Zeitbereichen liegen nur noch Aufwärtstrends vor. Die Abwärtstrends der langen Zeitbereiche werden Jahr für Jahr durch die Erhöhung der CO2-Steuer verbogen.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Decken Sie sich ein, um dem schleichenden Preisanstieg zuvorzukommen.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Qelle: esyoil