Internationaler Markt
China lockert Covid-Maßnahmen. EU-Ölembargo kommt in vier Tagen. Noch keine Einigung auf EU-Preisdeckel. US-Rohölbestände stark gesunken. Das sind die Impulse, die die Ölpreise gestern noch einmal einen Schritt aufwärts schoben.
Die Angebotsunsicherheit ist an den Ölbörsen wieder das bestimmende Thema. Kurz vor Inkrafttreten des EU-Embargos gegen russisches Öl lässt eine Einigung der EU-Staaten auf einen gemeinsamen Preisdeckel noch immer auf sich warten. Eigentlich soll eine Preisobergrenze bis zu der russisches Öl auf dem Seeweg in die EU importiert werden darf, dazu beitragen, dass eine Angebotsknappheit in Europa vermieden und Putins Kriegskasse dennoch geschwächt wird. Ob diese Idee aufgehen kann, stellten Analysten bereits vielfach infrage. Nun fürchten die Marktteilnehmer, dass das EU-Embargo ohne Preisdeckel in Kraft tritt und das Ölangebot damit deutlich knapper werden könnte.
Chinas konjunkturelle Schwierigkeiten aufgrund der strikten Null-Covid-Politik schafften bislang ein stark preisdämpfendes Gegengewicht zu Knappheitsbefürchtungen. Dieses schwächte sich gestern erneut leicht ab und gab den Ölnotierungen Raum für ihren Anstieg. Auslöser: Das chinesische Gesundheitsministerium kündigte Regellockerungen an. In einer Millionenstadt lockerten die Behörden bereits Quarantäneregelungen, in einer weiteren wurde gestern ein Großteil der General-Lockdowns aufgehoben. Die massiven Proteste der Bevölkerung scheinen Wirkung zu zeigen. Allerdings sind das sehr kleine Schritte. Der Null-Covid-Kurs Chinas dürfte weiterhin streng und damit grundsätzlich ein preisdämpfender Faktor bleiben, der aktuell lediglich etwas milder ausfällt.
Das Gefühl von Knappheit bediente auch der vorläufige US-Ölbestandsbericht des Branchenverbandes API und stützte Brent und WTI am Vormittag. Er hatte Dienstagnacht beachtlich gesunkene Rohölvorräte gemeldet. Das US-Energieministerium (DOE) veröffentlichte gestern Nachmittag dann für die abgelaufene Berichtswoche einen extrem starken Rückgang der landesweiten Rohölvorräte. Dieser fiel sechsmal höher aus als von Analysten im Vorfeld erwartet und toppte auch die Schätzungen des API. Gleichzeitig legten die Reserven an Benzin und Destillaten (Heizöl und Diesel) deutlicher zu als erwartet, was die bullischen Impulse wiederum zügelte.
Der enorme Rückgang der landesweiten US-Rohölvorräte lässt sich zum einen dadurch erklären, dass deutlich mehr Rohöl exportiert als importiert wurde. Zum anderen steigerten die Raffinerien ihre Auslastung in der vergangenen Woche deutlich auf eine Quote von 95,2 Prozent. Eine vergleichbare Auslastungsquote erreichten sie zuletzt im August 2019. Die gestiegenen Bestände bei Benzin und Destillaten haben hauptsächlich hierin ihre Ursache. Die Benzinnachfrage blieb in etwa auf dem Niveau der Vorwoche. Die Nachfrage nach Destillaten ging zwar zurück, allerdings bei weitem nicht in dem Umfang der Bestandsaufbauten.
Wegen der beträchtlichen Abbauten bei den landesweiten Rohölvorräten gaben auch die Gesamtölbestände der USA – hierzu zählen Rohöl und alle Ölprodukte – deutlich nach. Sie sanken um 8,8 Millionen Barrel auf 1,211 Milliarden Barrel.
Die Veränderung der Öl-Bestände in den USA in Zahlen:
Rohöl: -12,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -7,9 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +3,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,0 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,9 Mio. Barrel (API)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,72 Mio. Barrel pro Tag (-0,16 Mio. B/T zum Vorjahreswert)
Die Trader behalten in dieser Woche auch die Gerüchteküche rund um das bevorstehende OPEC+ Meeting am Sonntag im Fokus. Mehrheitlich geht man inzwischen davon aus, dass die Allianz ihre Förderkürzungen von derzeit 2 Millionen B/T nicht ausweiten wird.
Die Ölpreise versuchen sich am Morgen an einem weiteren Anstieg. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) kostet aktuell 81,07 Dollar. Die Nordseesorte Brent steht bei 87,51 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 926,75 Dollar gehandelt. Der US-Dollar ist heute Morgen 0,9576 Euro wert. Damit kostet der Euro 1,0437 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen heute Morgen leicht zu. Gestern hatten sie sich von ihrem anhaltenden Abwärtslauf verabschiedetet und einen Schritt aufwärts getan, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt.
Am internationalen Ölmarkt ist die Unsicherheit über die künftige Angebotslage vor Inkrafttreten des EU-Embargos am 5. Dezember wieder gestiegen, zumal sich die EU noch immer nicht auf einen Preisdeckel einigen konnte. Das beeinflusst auch die Preisentwicklung im Binnenland.
Heizöl kostet im Bundesdurchschnitt heute Morgen 122,50 Euro je 100 Liter bei einer Standardlieferung von 3000 Litern.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt nach wie vor eine sehr hohe Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung zeigt sich, dass der Optimismus unter den Befragten Heizölkunden im Vergleich zum Vortag um 9 Prozentpunkte nachgelassen hat: 67 Prozent erwarten künftig sinkende Preise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen Deutschlands ein Kaufsignal. Nach der esyoil-Formel wird aus Vergangenheitswerten für die Gegenwart errechnet, ob der aktuelle Heizölpreis besonders günstig ist. Ist das der Fall, wird ein Kaufsignal angezeigt.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer seinen Wintervorrat jetzt noch dringend füllen muss, sollte bestellen. Der Kaufzeitpunkt ist trotz des leichten Anstiegs gut im Vergleich zu den Höhen, die wir dieses Jahr gesehen haben. Wenn Sie auf einen weiteren Abwärtsschritt hoffen und sich das Spekulieren leisten können, dann beobachten Sie die Preisentwicklung sehr engmaschig. Die Preisrisiken sind nach wie vor hoch.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil