Internationaler Markt
Vor einem Monat schaute die weltweite Ölindustrie noch in den Abgrund. An seinem Eingang stand ein negativer Preis für US-Rohöl zur Lieferung im Mai. Heute wissen wir, dass es nicht der Eingang, sondern der Ausgang war. Inzwischen ist den verheerenden Vorhersagen eine andere Realität entsprungen. Die als zerstört gemeldete Nachfrage war nur gestört. Sie erholt sich mit den Lockerungen der nationalen Stillstände rasant. Der Preiskrieg unter den Produzenten ist beigelegt. Seit Wochen werden die Förderpumpen solidarisch gedrosselt. Wenn es so weitergeht, könnten Angebot und Nachfrage bereits im Juli ausgeglichen sein. Ausdruck finden Lage und Stimmung in stetig steigenden Ölpreisen.
Am Beispiel Indiens ist die Veränderung quantifizierbar. Das Land ist drittgrößer Ölverbraucher der Welt. Als Produzent steht es auf Platz 22. Deshalb ist es auf umfangreiche Ölimporte angewiesen. In der Spitze waren diese um 60 Prozent eingebrochen. Die gigantischen Raffineriekapazitäten, es sind die viertgrößten weltweit, mussten heruntergefahren werden, weil sie ihre Produkte weder im Inland noch im Ausland absetzen konnten. Mit der vorsichtigen Rückkehr zum gewohnten Leben beginnt man die Raffinerieproduktion wieder hochzufahren. Im Mai soll das Minus der Ölimporte gegenüber dem Vorjahr nur noch 35 Prozent betragen und im Juni soll das Vor-Corona-Niveau der Einfuhren erreicht werden. Die Nachfrage nach Ölprodukten kommt aus allen Verkehrs- und Produktionssektoren des Binnenmarkts und aus dem Ausland. Wie stabil die Lage sein wird, ist noch nicht absehbar. In Indien steigen die Corona-Fallzahlen noch exponentiell.
Die Internationale Energie Agentur (IEA) reduzierte die Erwartungen des Nachfrageeinbruchs in ihrem letzten Monatsbericht deutlich. Ihr Chef, Fatih Birol, zeigt sich überrascht von der schnellen Erholung des Ölmarkts. Der werde früher oder später zum alten Verbrauchsniveau zurückkehren und sogar darüber hinauswachsen. Seiner Meinung nach werden Hoffnungen auf eine Reduzierung der CO2-Emissionen aufgrund rückläufigen Öleinsatzes nicht erfüllt. Die Corona-Krise legt das Gegenteil nahe. Der Individualverkehr wird wachsen, weil Menschen nahe Kontakte meiden sollen und zukünftig meiden wollen.
Es wird nicht leicht für Regierungen, die mit Appellen an die Angst der Menschen eingeführten Verhaltensweisen wieder aufzulösen und eine Lanze für öffentliche Verkehrsmittel zu brechen. Diese können auch im Corona-Fall sicher sein, wenn sie über moderne Klimaanlagen verfügen. Denn die Übertragung wird durch hinreichend bewegte Luft verhindert. So ist beispielsweise kein Fall einer Infizierung im Freien bekannt.
An den Ölbörsen steigen die Ölnotierungen heute Morgen munter aufwärts. Sie haben mittlerweile die Höhe des letzten Mai-Hochs erreicht. Vermutlich werden die New Yorker Broker, die gestern Urlaub hatten, die Aufwärtsbewegung bei ihrem Wiedereintritt heute Nachmittag bestätigen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 34,48 Dollar und das Barrel Brent zu 36,42 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 306,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9145 Euro. Damit kostet der Euro 1,0934 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie folgen damit den Vorgaben des internationalen Markts, sie folgen aber auch ihren abwärts weisenden Trendkanälen. Dass die positive Stimmung der Ölszene diese Trends demnächst knacken kann, sollte nun mindestens ins Kalkül gezogen werden. Die Entwicklung wird spannend. Es geht um die Frage, wie intakt die Wirtschaft durch den Lockdown tatsächlich noch ist.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt schrumpft mittlerweile kräftig. Das Interesse an Heizöl und die Zahl der Bestellungen wird übersichtlich. Die Logistik bleibt gleichwohl längerfristig gestresst. Es gibt noch sehr viel bestelltes Heizöl auszufahren. Beobachter sehen einem möglichen Preisrückgang wechselhaft entgegen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.
Das Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen Deutschlands Kaufsignale.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil