Internationaler Markt
Die Ölpreise stoßen ungebremst in immer neue Höhen vor. Rohöl der Sorte Brent passierte in der Nacht locker die Marke von 80 Dollar pro Barrel. Ein Ende der Rallye ist nicht in Sicht, da ihre Ursache mit dem beginnenden Winter noch virulenter wird. Preisprognosen von 90 Dollar wirken daher in keiner Weise übertrieben. Um diese zu rechtfertigen, reicht der Verweis auf die Ölbestände. Sie sinken so rasant wie nie zuvor.
Über den Schlüssel zur Änderung der Lage verfügt allein die OPEC-Allianz. Sie müsste ihre Förderpolitik umgehend ändern und die Ölpumpen auf volle Leistung drehen. Das wird sie nicht tun. Sie hat in den letzten Jahren gelernt, mit ruhiger Hand zu regieren. Nun will sie den durchaus überraschenden Erfolg, den der Kurs gebracht hat, nicht mit unüberlegten Handlungen aufs Spiel setzten. Heute ist die Gruppe dem Attentismus näher als dem Aktionismus.
Als gewiss kann indes die weitere Zunahme der Ölnachfrage angesehen werden. Systemtypische Ursache dafür ist die auf Hochtouren laufende Erholung nach der Corona-Krise. Einen besonderen Eindruck von den Schwierigkeiten, die dabei entstehen können, liefert Großbritannien. Dort ist die Kraftstoffverteilung massiv gestört. Das Gros der Tankstellen ist ausverkauft. Sie bekommen keinen Nachschub an Benzin und Diesel. Das liegt nicht nur an der Knappheit der Ware, sondern auch am Mangel an Tankwagenfahrern. Mit dem Brexit hat das Land rund 20.000 Trucker ausländischer Herkunft verloren. Automobilisten tuen das ihre zur Destabilisierung der Versorgung, sie hamstern.
Der größte Einfluss, dem die Ölreisentwicklung unterliegt, ist derzeit allerdings systemuntypisch. Er kommt von der Gaspreisentwicklung. Diese befindet sich auf einem historischen Hoch. Wer kann, wechselt deshalb von Gas zu Öl. Das gilt in erster Linie für die Industrie. An dieser Stelle kommt das Winterargument ins Spiel. Da Gas der wichtigste Energieträger für Wärme ist, werden die Wechselbestrebungen vor und in der kalten Jahreszeit zunehmen. Daher wird die übliche Wirkung der jahreszeitlich bedingten Mobilitätsdrosselung preislich verpuffen. Es wird eher zu einer noch stärkeren Wirkung der systemuntypischen Nachfrage und ihren Preiseffekten kommen.
An den Ölbörsen geht es heute Morgen munter aufwärts. Das Durchschreiten der 80-Dollar-Marke bei Brent vermochte die Notierungen bisher nicht zu bremsen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 76,33 Dollar und das Barrel Brent zu 80,38 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 674,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8563 Euro. Damit kostet der Euro 1,1676 Dollar.
Nationaler Markt
Der Heizölpreisanstieg könnte mit den Worten des legendären Oliver Kahn nicht besser ausgedrückt werden. “Weiter, immer weiter“. Die Angelegenheit vollzieht sich in diesen Tagen quasi analog zum Jahr 2018, wie dem Jahresvergleich zu entnehmen ist. Der damals im weiteren Verlauf dargestellte Preisabgang ist aus heutiger Sicht leider unwahrscheinlich, denn zu den Störungen am internationalen Ölmarkt wird sich mit dem Jahreswechsel das Preisplus aus der nächsten Stufe der CO2-Steuer gesellen. Irgendwann wird der Heizölpreisanstieg natürlich zu Ende gehen und sich ins Gegenteil umkehren. Auf welcher Höhe das geschieht, ist allerdings unvorhersagbar.
Das Heizölgeschäft in Deutschland ist nun sehr belebt. Heizölbestellungen kommen flott herein. Die Hoffnung auf fallende Preise ist weitgehend verschwunden. Ohnehin ist sie ist in diesem Jahr außerordentlich volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ungewöhnlich starken Mehrheitswert für die Erwartung an steigende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den vier kürzeren Zeitbereichen liegen stabile Aufwärtstrends vor. Die weiter in die Zukunft gerichteten Zeitbereiche verharren noch in Abwärtstrends. Sie werden allerdings Jahr für Jahr durch die Erhöhung der CO2-Steuer vom reinen Marktgeschehen entkoppelt.
Unser Satz für alle Unentschlossenen lautet: Es ist riskant, auf bessere Preise zu spekulieren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil