Internationaler Markt
Saudi-Arabien und Russland verlängern ihre freiwilligen Produktionskürzungen bis zum Jahresende. Bei diesen Kürzungen handelt es sich um Maßnahmen, die nicht mit der OPEC-Plus vereinbart sind und damit nicht der kollektiven Kontrolle unterliegen. Es sind Zusatzleistungen der beiden Führungsländer des Produzentenkartells.
Die Meldung katapultierte die tendenziell sinkenden Ölpreise gestern um fast fünf Prozent in die Höhe. Nach dem initialen Impuls beruhigten sich die Bewegungen langsam auf Niveaus unterhalb der Höchstpreise. Am Ende des Handelstags blieben Zugewinne von gut einem Prozent beim Rohöl und knapp drei Prozent beim Gasöl übrig. Erneut wurde Gasöl, es ist das Vorprodukt für Heizöl, eine stärkere Teuerung zugeschrieben als Rohöl. In der Differenz kommt die Verfügbarkeit der Produkte am Markt zum Ausdruck. Die Versorgungslage wird für Gasöl kritischer eingeschätzt als für Rohöl.
Der Preisanstieg bestätigt den wiederbelebten Aufwärtstrend der Ölnotierungen und er beflügelt die Sorgen vor einer verstetigten globalen Inflation. Die Notenbanken werden sich gezwungen sehen, weiter an der Zinsschraube zu drehen. Das Szenario kann sich als folgenschwere Konjunkturbremse entpuppen. Die würde die westliche, energiearme Welt interessanterweise weit stärker treffen als den Teil Welt, der sich unter dem Titel BRICS-Plus gerade vom Westen emanzipiert. Selbst die USA, die grundsätzlich gut mit eigenem Öl und Gas versorgt sind, werden über die Teuerung der Benzinpreise innenpolitischen Zündstoff zu spüren bekommen.
Recht zufrieden dürfte man indes in Saudi-Arabien und Russland über die Tatsache sein, ein eigenes außenpolitisches Thema durchsetzen zu können. Das dürfte auch China und Indien gefallen, einerseits weil es mit ihren Interessen einhergeht und andererseits, weil die Länder derzeit ganz besonders vom billigen russischen Öl profitieren. Ihre bisher erreichte Bedeutung macht es dem Iran erheblich leichter, sein Öl gegen alle westlichen Sanktionen an die neuen Großverbraucher zu verkaufen. Alle genannten Länder gehören zur BRICS-Plus. Zur Vervollständigung seien noch die hier unerwähnten Länder der Gruppe genannt. Es sind mit Ägypten, Argentinien, Brasilen und den Vereinigten Arabischen Emiraten vier weitere ölproduzierende Länder sowie mit Äthiopien und Südafrika Länder mit strategischer oder rohstofflicher Bedeutung. Alle zusammen repräsentieren rund 45 Prozent der Erdbevölkerung. Sie sind angetreten, sich eine für sie bessere Welt zu schaffen.
Der Ölpreis hat wieder einmal einen Lauf. Dass dieser selbstverstärkend ist und eine veritable Rallye durchleben wird, darf gleichwohl angezweifelt werden. Konjunkturdämpfende Effekte, die die Preiserhöhung vermutlich mit sich bringt, können den Lauf jederzeit stoppen. Was derzeit bleibt, ist eine große Ungewissheit. Dieser Stimmungstyp hat in den letzten Jahren definitiv Konjunktur, im reichen Westen mehr als andernorts, denn hier geht er mit Verlustängsten einher, während er andernorts mit Chancen verbunden ist.
Heute Morgen geht es an den Ölbörsen bedächtig zu. Die Notierungen bewegen sich wenig. Wieder einmal wartet man darauf, was am Nachmittag an der Wallstreet abgeht.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 86,39 Dollar und das Barrel Brent zu 89,68 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 953,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9314 Euro. Damit kostet der Euro 1,0732 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise ziehen spürbar an, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Ein neues Jahreshoch haben sie noch nicht markiert. Sie sind aber auf gutem Weg dorthin. Um das Preisniveau des Vorjahres zum gleichen Zeitpunkt zu erreichen, müssten sie allerdings noch weitere 50 Prozent steigen. Das Risiko eines Preisanstiegs ist derzeit aufgrund der Stimmungslage unter Finanzjongleuren hoch. Die Aufwärtstrends in den kurz- und mittelfristigen Zeitbereichen der Heizölpreis-Tendenz sprechen ebenfalls für Teuerung.
Im Binnenmarkt wird wieder recht rege Heizöl bestellt. Von einem Eindeckungsboom zur Wintervorsorge sind wir aber weit entfernt. Gleiches gilt für die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem relativ schwachen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Decken Sie sich alsbald für den Winter ein. Damit können Sie nicht viel falsch machen.
Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessener würdigt. Zweifel am Sinn des schlecht gemachten Gesetzes bleiben vor dem Hintergrund des Klimaeinflusses, den es haben kann, aber hoch. Sehen Sie hierzu in den Marktkommentar vom 28.August 2023.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil