Internationaler Markt
Die Schwäche der Rohölpreise setzte sich über das Wochenende fort. Zeitweise stand die Notierung nur bei etwas über 73 Dollar je Barrel. Heute Morgen startet der Handel bei 74 Dollar.
Seit dem Coup der OPEC+ Anfang April mit der überraschenden Ankündigung von Förderkürzungen geht es mittlerweile seit sechs Wochen bergab. Auch die Ankündigung Washingtons, bald mit Ölkäufen zu beginnen, um die nationale Ölreserve wieder zu füllen, kann die Preise nicht stützen.
Für die Trader gibt der globale Konjunkturausblick den Ausschlag. Dort mehreren sich die Anzeichen, dass die Ölnachfrage in diesem Jahr nur verhalten steigen wird: Höhere Zinsen, Bankenkrisen und Haushaltsstreit in den USA sind dafür ebenso verantwortlich wie widersprüchliche Konjunkturmeldungen aus China, die kein klares Bild über die Lage in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ermöglichen.
Doch das sind Stimmungen und Erwartungen in den globalen Finanzmärkten. Im physischen Ölmarkt spricht einiges für stabile Preise. Zum einen greifen die Förderkürzungen des Ölkartells OPEC+ erst in diesem Monat. Nach der saisonalen Nachfrageschwäche im Frühjahr könnten sich die Raffinerien daher im Sommer einem knappen Ölangebot gegenüber sehen.
Es könnte knapper sein als erwartet, denn auch die amerikanischen Ölkonzerne reduzieren die Zahl ihrer Bohranlagen. So auch in der letzten Woche. Mit 586 aktiven Bohranlagen zeigt die Statistik aktuell den niedrigsten Wert seit zwei Jahren.
Hinzu kommen die Lieferausfälle im Nordirak und in Kanada. Der Streit zwischen Bagdad und der halbautonomen Region Kurdistan schien schon vor Wochen entschärft, aber noch bleibt die Pipeline Richtung Mittelmeer leer. Dadurch verharrt die irakische Ölproduktion deutlich unter der Quote, die im Ölkartell beschlossen wurde.
Auch in Kanada geht es nur langsam voran. Die meisten Waldbrände sind unter Kontrolle und die sicherheitshalber stillgelegten Ölsandanlagen laufen wieder an. Aber die Verarbeitung von Ölsand hat mit der üblichen Ölförderung nicht viel gemeinsam. Sie ähnelt eher einem energieintensiven und störanfälligen Fabrikbetrieb. Das Endprodukt muss dann mit leichtem Öl gemischt werden, damit es überhaupt durch die Pipelines fließen kann.
Damit bleibt die Lage im Ölmarkt labil: Die Stimmung und die Konjunkturdaten sprechen für fallende Preise, aber die Versorgung im Ölmarkt spricht dagegen.
Zum Wochenstart gibt erst einmal die verhaltende Stimmung den Ausschlag. Brent-Rohöl kostet derzeit 73,97 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 69,89 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 661,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9196 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0869 Dollar.
Nationaler Markt
Die Preise für Heizöl folgen am Morgen den schwachen internationalen Vorgaben und geben minimal nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt zun Wochenstart einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 87 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Das Kaufinteresse ging Ende letzter Woche deutlich zurück und bewegte sich nur noch auf einem durchschnittlichen Niveau. Die meisten Haushalte scheinen gut versorgt zu sein und kaufen nur, wenn die Preise attraktiv wirken. Das war nach dem leichten Preisanstieg in der letzten Woche anscheinend nicht mehr der Fall. Auch die höheren Temperaturen sorgen dafür, dass das Thema Heizöl weit weg erscheint.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel daher auf die mittlere Stufe zurück. Das mathematische Tiefpreis-System bleibt auf einem neutralen Level. Die Flaute kann aber den optimistischen Ausblick auf die Preise nicht trüben. Fast 90 Prozent der Voten setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf demnächst wieder fallende Heizölnotierungen.
Dieser Optimismus könnte verfrüht sein. Viele Risiken sind beim aktuellen Preisniveau wohl schon eingepreist. Trotzdem wird wohl keine neue Ölpreisrallye starten, solange die Stimmung auf den Finanzmärkten nicht dreht. Wer in den nächsten Monaten ordern muss, muss sich daher nicht beeilen und kann auf eine günstige Gelegenheit warten.
Dennoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil