Internationaler Markt
Die zweite Jahreshälfte hat begonnen. Analysten prognostizierten ihr einst steigende Ölpreise bis 100 Dollar pro Barrel und mehr. Begründet wurden die Schätzungen mit einer wirtschaftlichen Aufholjagt Chinas und strikten Produktionslimits der OPEC-Plus.
Mittlerweile ist die Stimmung eine andere. Chinas Wirtschaft entwickelt sich in den Augen vieler Analysten enttäuschend. Die inflationsbedingte Zinspolitik wichtiger Notenbanken droht deren jeweilige Einflusssphäre in eine Rezession zu stürzen. Das Ölangebot ist nicht so limitiert wie befürchtet, nicht zuletzt, weil der russische Ölexport mit Einsetzen des westlichen Boykotts neue Wege in die Welt gefunden hat. Vor diesem Hintergrund wurden die Preisprognosen reduziert. Der konsensuale Spitzenwert für die Sorte Brent liegt nun bei 86 Dollar pro Barrel im zweiten Halbjahr. Und selbst dieser Wert würde nur erreicht, wenn das Nachfragewachstum im nun begonnenen dritten Quartal spürbar anspringt.
Das wird angesichts weiter steigender Zinsen und nicht endender Rezessionssorgen von vielen Finanzjongleuren bezweifelt. Einige Experten weisen allerdings darauf hin, dass die Entwicklung der Ölnachfrage Chinas missdeutet wird. Die schwache wirtschaftliche Erholung des Landes spiegelt sich nämlich nicht im Ölbedarf wider. Der wächst durchaus erwartungsgemäß. Chinas Raffinerien hätten in den ersten fünf Monaten des Jahres sogar Produktionsrekorde einfahren können. Zudem wird die Weltwirtschaft durchaus zulegen, auch wenn einige reiche Nationalökonomien in eine vermutlich schwache Rezession geraten sollten. Insgesamt erwarten die bullisch eingestellten Experten einen Anstieg der globalen Ölnachfrage von ein bis zwei Prozent. Im Jahresverlauf könnte es daher durchaus zu einem Angebotsdefizit kommen.
Aus aktuellen Daten geht hervor, dass die Kürzungsziele der OPEC-Plus keinesfalls so strikt eingehalten werden, wie das in den letzten Jahren der Fall war. Im Mai wurden die Vorgaben um 75 Prozent gerissen und auch im Juni blieb man weit unter dem Kürzungssoll. Die Gruppe weist eine Überproduktion von 3,6 Prozent auf. Gemessen am globalen Ölbedarf wird dem Markt damit rund ein Prozent mehr Öl angedient als geplant.
Die Lage bleibt unübersichtlich und für Überraschungen gut. Von einer veritablen Steigerung der Ölnotierungen kann aber definitiv noch nicht die Rede sein. Allenfalls Gasöl, es ist das Vorprodukt für Heizöl, legt ein wenig zu. Dessen Notierungen werden sich aber nicht in Gänze von der Rohölpreisentwicklung abkoppeln. Heute Morgen weisen die Börsen wieder einmal abwärts, nachdem sie vor dem Wochenende zulegen konnten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 70,28 Dollar und das Barrel Brent zu 75,06 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 708,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9188 Euro. Damit kostet der Euro 1,0880 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen ein wenig, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Bewegung findet in den Schranken der gültigen Trendkanäle statt. Diese weisen in den relevanten Zeitbereichen mehrheitlich abwärts. Im 3-Monats-Chart verläuft der Kanal indes schon seitwärts. Er repräsentiert die zu erwartenden Trends der verschiedenen Zeitbereiche vermutlich am realistischsten. Preisliche Aufwärtsgefahr droht derzeit eher aus dem Inland aufgrund niedriger Pegelstände der wichtigen Wasserstraßen, über die ein wesentlicher Teil des Heizöls transportiert wird.
Das Bestellaufkommen im Binnenmarkt hat sich nach kurzem Aufflammen wieder beruhigt. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise befindet sich ebenfalls im Sinkflug. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie Heizöl kaufen.
Der Gesetzentwurf zur Zukunft der Heizungen hat nach Nachbesserungen bis zur Unkenntlichkeit seinen Schrecken verloren. Erschreckend ist nur der Prozess der Gesetzesentwicklung. Hier wurde mit wenig Verständnis für die Komplexität der Angelegenheit und in nicht nachvollziehbarer Eile vorgegangen. Man kaprizierte sich unnötigerweise auf technische Belange, die bekanntermaßen nicht zur Kernkompetenz der Politik gehören und dennoch einen wesentlichen Teil des über mehr als 170 Seiten umfassenden Textes der Novelle ausmachen. Soziale und kommunikative Angelegenheiten, die den Kern politischer Arbeit darstellen sollen, bleiben indes unterbelichtet. Weiterer Streit und Nachbesserungen werden sich daher kaum vermeiden lassen. Eine Einladung an die Bürger, nun zielegerichtet zu handeln, wird diese Gesetzesnovelle mit Sicherheit nicht werden, zumal sie substanziell nicht mehr Klimaschutz verspricht als das bestehende Gebäudeenergiegesetz (GEG).
Deshalb möchten darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl nicht verboten ist und in bestehenden Anlagen nicht verboten wird. Nach aktueller Gesetzeslage gilt das jetzt und über 2026 hinaus. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil