Internationaler Markt
In einem Monat tritt die vorerst letzte Stufe der EU-Sanktionen gegen russische Öllieferungen in Kraft. Sie betrifft Heizöl, Diesel und Benzin. Bevor das Einfuhrverbot greift, will Moskau möglichst viel davon liefern. So sollen die Dieselexporte im Januar um acht Prozent gegenüber dem Vormonat gesteigert werden. Sollte das gelingen, wäre es ein langfristiges Exporthoch, das zuletzt im Januar 2020 erreicht wurde. Die erhöhte Menge dürfte bärisch auf die Gasölpreise in Europa wirken und damit auch Heizöl ein wenig verbilligen.
Nach dem geplanten Exportboom wird es zu einem kräftigen Rückgang russischer Produktenlieferungen kommen. Beispielhaft dafür ist der Einbruch russischer Rohöllieferungen über die Ostsee und das Schwarze Meer seit Beginn der EU-Sanktionen am 5. Dezember 2022. Sie gingen um rund 20 Prozent zurück.
Rohölimporte über die Druschba-Pipeline wurden von Deutschland am 1. Januar beendet. Sie versorgten die Raffinerien in Schwedt und Leuna. Der Stopp geht über die EU-Sanktionen hinaus, die ausschließlich Tankerlieferungen betreffen. Er bedrohte die Existenz der PCK-Raffinerie in Schwedt, die bisher ausschließlich über die Druschba-Pipeline beliefert wurde. Mittlerweile ist es aber gelungen, den Fortbestand der Raffinerie bei einer Auslastung von derzeit 70 Prozent mit polnischer Hilfe über die Häfen Danzig und Rostock per Pipeline zu gewährleisten.
Mittelfristig wird das Ölangebot aufgrund der Sanktionen plus Preisdeckel gegen russisches Öl und Russlands Lieferstopp gegenüber Staaten, die sich auf den Preisdeckel berufen, sinken. Das ist von westlicher Seite prinzipiell gewollt, allerdings ohne das globale Ölangebot einzuschränken. In einem knapp versorgten Markt wird der partielle Ausschluss einer der drei Top-Lieferanten allerdings kaum ohne eine derartige Einschränkung machbar sein, zumal eine Allianz zwischen Russland und einem zweiten Top-Lieferanten, Saudi-Arabien, besteht.
Steigende Ölpreise sind dennoch kein Gesetz. Das liegt an den außergewöhnlichen Marktgegebenheiten dieser Zeit. Die Weltwirtschaft befindet sich in einer zutiefst rezessionsgefährdeten Lage. Diese ist von drei Epizentren geprägt, China, EU und USA. Die USA sind dabei der geringste Gefahrenherd. Zwar leidet das Land an einer hohen Inflation, die es durch eine Abkühlung der Wirtschaft zu bekämpfen gilt. Es verfügt aber über die Möglichkeiten, aus eigener Kraft mit dem eigenen Markt zu bestehen. Ganz anders sieht es in der EU aus. Auch hier herrscht eine hohe Inflation. Diese zu bekämpfen, ist weitaus schwieriger als in den USA, da die Mitgliedsländer keine strikte Geldpolitik erlauben. Darüber hinaus ist die Gemeinschaft wirtschaftlich und in seiner Energieversorgung vom Rest der Welt abhängig. Aus eigener Kraft lässt sich hier gar nichts lösen. Mindestens so schwierig stellt sich die gegenwärtige Lage in China dar. Das Land ist aufgrund seiner verfehlten Corona-Politik vom Pfad des verlässlichen Wirtschaftswachstums abgekommen. Erstmals seit 40 Jahren wird die chinesische Konjunktur schlechter laufen als die globale Konjunktur. Dieser Umstand wirkt nach innen wie nach außen negativ.
Die zu erwartende Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr wird eine nicht wachsende oder sogar reduzierte Ölversorgung ohne Preissteigerung erlauben. Wenn es Russland gelingen sollte, die Wirkung der Sanktionen durch neue Absatzwege zu annullieren, wäre sogar ein allgemeiner Rückgang der Ölpreise denkbar. Dabei stellt sich die Frage, ob das im russischen Interesse läge. Die OPEC-Plus, der auch Russland gehört, würde mit hoher Wahrscheinlichkeit mit weiteren Produktionseinschränkungen auf einen Preisverfall reagieren.
Die Wiedereröffnung der Ölbörsen in New York und London haben heute Morgen keine neue Preissituation bewirkt. Die Notierungen schließen ungefähr dort an, wo sie vor dem Jahreswechsel endeten. Nun schwingen sie um das erreichte Niveau.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 80,86 Dollar und das Barrel Brent zu 86,39 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 930,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9457 Euro. Damit kostet der Euro 1,0572 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise setzen ihren Verlauf entlang der oberen Grenze des kurzfristigen Abwärtstrends fort, wie dem 3-Monats-Zeitraum der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Dabei haben sie den Trendkanal ein wenig aufwärts verschoben, ohne diesen infrage zu stellen. Eine Trendwende ist in keinem Zeitintervall zu befürchten. Dafür sind die globalen Rezessionssorgen und die Unsicherheit über die Entwicklung Chinas hinsichtlich der Corona-Pandemie derzeit viel zu groß.
Aufgrund der aktuellen Preisbewegung ist das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft übersichtlich. Anders steht es um die Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise. Sie blüht. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem günstigeren Moment eindecken zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil