Internationaler Markt
Das kaum Mögliche erscheint in der Realität. Die Rede ist vom Ölpreis, dem im zweiten Halbjahr 2023 ein veritabler Anstieg vorhergesagt wurde. Die globale Nachfrage sollte mit einer wieder Tritt fassenden Wirtschaft anziehen, während das Angebot, nicht zuletzt durch die strikten Fördereinschränkungen der OPEC-Plus, latent knappgehalten werden würde. Diese Perspektive traf im ersten Halbjahr auf eine derartig andere Realität, dass ein Regimewechsel für den weiteren Jahresverlauf geradezu abwegig erschien. In der letzten Woche drehte sich die Meinung darüber aber unvermittelt. Die Ölnotierungen überkam ein bullischer Dreh.
Natürlich ist die Messe alles andere als gelesen. Von der Weltwirtschaftslokomotive China wurden in der Früh schon wieder Daten gemeldet, in denen sich kein brillanter Aufstieg widerspiegelt. Sie deuten eher eine wirtschaftliche Entschleunigung an. Für den Ölmarkt lässt sich daher keine verlässliche Einschätzung entwerfen, zumal der chinesische Einfluss nicht die einzige Unsicherheitskomponente im Spiel ist. Die westlichen Länder kämpfen nach wie vor mit beziehungsweise gegen die Inflation. Zudem droht einigen von ihnen eine Rezession.
Die Verunsicherung am Ölmarkt ist aber nicht nur den konjunkturellen Grundlagen geschuldet. Sie wird auch von den Perspektiven der westlichen Energiepolitik geprägt. Diese sehen eine Abkehr von den fossilen Energieträgern binnen zwei Jahrzehnten vor. Der Zeitraum ist kürzer als die übliche Abschreibungszeit für Reinvestitionen zur Aufrechterhaltung der Ölversorgung. Das hat zur Folge, dass die Ölinfrastruktur in den kommenden Jahren überaltern wird und unplanbare Ausfälle erleiden muss. Die bisher noch einigermaßen gut funktionierende Ölproduktion außerhalb der OPEC-Plus-Gruppe, die eine wichtige Gegenposition zu deren Kürzungsmacht darstellt, wird in den kommenden Jahren immer schwächer werden.
Interessanterweise haben die preistreibenden Kürzungen der OPEC-Plus derzeit noch einen versorgungssichernden Charakter, indem sie Investitionen in die US-Ölschieferindustrie provozieren. Deren Ölquellen haben nur eine kurze Produktivzeit. Das ist dem Fracking-Verfahren geschuldet, mit dem das Öl erbeutet wird. In diesem Fall planen die Betreiber keineswegs langfristig. Sie suchen eher den schnellen Gewinn, der ihnen bei höheren Marktpreisen gewiss ist. Im weiteren Verlauf der Prozessstrecke bekommen aber auch sie das langfristige Problem zu spüren. Es taucht an der Raffinerie auf, ohne die es keine Ölprodukte gibt. Derartige Anlagen verlangen Investitionssummen mit sehr langen Abschreibungszeiten.
Unsicherheit der Rohstoffversorgung ist schlussendlich auch ein politisches Phänomen der Zeit. Es zeigt sich ich nicht für möglich gehaltenen Kriegen und in den Folgen eines hegemonialen Demokratieverständnisses. Damit hat unter anderem Libyen zu kämpfen. Das Staatswesen des ölreichen Landes ist nach der Beendigung der Macht Muammar al-Gaddafis durch westliche Länder zusammengebrochen. Heute herrschen dort lokale Warlords und Söldnerarmeen wie die in die Schlagzeilen geratene Wagner-Gruppe. Im letzten Jahr konnte die Industrie trotz aller Widrigkeiten relativ zuverlässig Öl fördern und exportieren. In Folge des Ölpreisrückgangs sind die Einnahmen des Landes aber gesunken. Das bekommen die Einkommensempfänger unterhalb der Machthabenden bitter zu spüren. Es drohen neue Arbeitskämpfe und Bürgerkrieg mit der Folge eines erneuten Zusammenbruchs der Ölindustrie. Libyen ist in dieser Beziehung nur ein Beispiel unter vielen anderen.
Nachdem die Ölnotierungen in der letzten Woche überraschend einen bullischen Lauf andeuteten, zeigt sie das Bösengeschehen heute Morgen ein wenig geläutert. Eine klare Abkehr von der Bewegung liegt aber nicht vor. Es kann im Tagesverlauf durchaus weiter aufwärts gehen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 73,28 Dollar und das Barrel Brent zu 77,70 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 742,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9123 Euro. Damit kostet der Euro 1,0958 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich gegenüber Freitag kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Im Verlauf der letzten Woche legten sie aber spürbar zu. Der Lauf findet in den Schranken der gültigen Trendkanäle statt. Diese weisen in den relevanten Zeitbereichen mehrheitlich abwärts. Im 3-Monats-Chart verläuft der Kanal indes schon seitwärts. Er repräsentiert die zu erwartenden Trends der verschiedenen Zeitbereiche vermutlich realistischster. Mittlerweile rückt sogar ein Aufwärtstrend in den Rahmen der Möglichkeiten. Die Vorgaben des Weltmarkts und mehr noch die sich verschlechternden Transportbedingungen auf unseren Wasserstraßen infolge niedriger Pegelstände machen es möglich.
Das Bestellaufkommen im Binnenmarkt ist verhalten. Das gilt auch für die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie Heizöl kaufen.
Der Gesetzentwurf zur Zukunft der Heizungen hat nach Nachbesserungen bis zur Unkenntlichkeit seinen Schrecken verloren. Erschreckend ist nur der Prozess der Gesetzesentwicklung. Hier wurde mit wenig Verständnis für die Komplexität der Angelegenheit und in nicht nachvollziehbarer Eile vorgegangen. Dafür bekam die Ampel nun die einstweilige höchstrichterliche Quittung.
Man kaprizierte sich unnötigerweise auf technische Belange, die bekanntermaßen nicht zur Kernkompetenz der Politik gehören und dennoch einen wesentlichen Teil der mehr als 170 Seiten umfassenden Novelle mit weiteren 110 Seiten Änderungstext ausmachen. Allein das Textvolumen beeindruckt negativ. Soziale und kommunikative Angelegenheiten, die den Kern politischer Arbeit darstellen sollen, bleiben zudem unterbelichtet. Weiteren Streit und Nachbesserungen sollte man daher nicht ausschließen. Eine Einladung an die Bürger, nun zielegerichtet zu handeln, wird diese Gesetzesnovelle mit Sicherheit nicht werden, zumal sie substanziell nicht mehr Klimaschutz verspricht als das bestehende Gebäudeenergiegesetz (GEG).
Deshalb möchten darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl nicht verboten ist und in bestehenden Anlagen nicht verboten wird. Nach aktueller Gesetzeslage gilt das jetzt und über 2026 hinaus. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil