Internationaler Markt
Die Risiken im Roten Meer sorgten auch gestern zunächst für steigende Ölpreise. Brent-Rohöl kletterte zum ersten Mal seit drei Wochen deutlich über 80 Dollar je Barrel. Die Preise gaben aber am Nachmittag wieder nach, als höhere Lagerbestände in den USA gemeldet wurden.
Zahlreiche Öltanker vermeiden mittlerweile die Wasserwege vor der Küste Jemens. Jederzeit könnte es neue Angriffe der Houthi-Rebellen geben, die anscheinend vom Iran mit modernen und weitreichenden Waffen ausgerüstet wurden. Aber nicht nur der Ölhandel ist betroffen. Auch viele Containerschiffe wählen die lange und teure Route um die Südspitze Afrikas. Immerhin 12 Prozent des globalen Seehandels läuft normalerweise durch das Rote Meer und den Suezkanal.
Auch Russland kommt dadurch in Probleme. Seit den EU-Sanktionen muss russisches Exportöl den langen Weg durch den Suezkanal Richtung Indien oder China nehmen. Tanker sind wegen der langen Routen knapp und teuer geworden. Zusätzliche Umwege über Südafrika wird russisches Öl in Asien noch unattraktiver machen. Zumal die USA bei den Sanktionen jetzt genauer hinschauen: Fünf russische Öltanker sind sicherheitshalber im Indischen Ozean vor Anker gegangen und warten erst einmal ab, bevor sie ihren Weg zu indischen Raffinerien fortsetzen.
Westeuropa wiederum profitiert von den Problemen auf einer ganz anderen Route: dem Panamakanal. Niedrige Wasserstände verursachen dort lange Warteschlangen vor der Kanaleinfahrt, die Atlantik und Pazifik verbindet. Das wird vielen Ölhändlern mittlerweile zu teuer. Amerikanische Produktentanker mit Benzin oder Diesel fahren daher lieber Richtung Europa, obwohl die Preise dort niedriger sind. Von der befürchteten Dieselknappheit in diesem Winter ist daher in Europa im Moment nur wenig zu spüren.
Die Probleme im Seehandel prägen zwar die Schlagzeilen, aber der Ölpreisanstieg der letzten Tage hat mehrere Ursachen. An erster Stelle sind nach wie vor die Aussichten auf fallende Zinsen zu nennen, was im Anleihenmarkt schon deutlich sichtbar wird. Nicht nur in den USA, auch in der Eurozone wurden zuletzt sinkende Inflationsraten gemeldet. Gleichzeitig wirkt die Weltkonjunktur zumindest stabil, was sich nicht zuletzt an den Höhenflügen der Aktienmärkte ablesen lässt.
Hinzu kommt, dass die Spekulanten, also vor allem Hedgefonds, ungewöhnlich stark auf fallende Ölpreise wetten. Diese Welle hat den Preisverfall der letzten Monate beschleunigt. Aber jetzt gibt es kaum noch Spielraum nach unten. Über kurz oder lang musste diese Bewegung auslaufen und dann in die Gegenrichtung schwenken.
Das Umfeld spricht also eher für weiter steigende Ölpreise. Dennoch zeigte sich der Markt gestern erst einmal in schwacher Verfassung. Dafür waren die Zahlen im Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) verantwortlich, die deutlich schwächer als die vorab gemeldeten Werte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API) ausfielen.
Die Bestände an Rohöl, Heizöl/Diesel und Benzin legten demnach merklich zu. Gleichzeitig erholte sich die Ölförderung in den USA. Sie liegt jetzt wieder auf dem Rekordwert vom Herbst. Die Ölnachfrage wiederum verharrt auf dem Vorjahresniveau. Die folgenden Zahlen zeigen die Veränderungen zur Vorwoche.
Rohöl: +2,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,9 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +1,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,7 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,3 Mio. Barrel pro Tag (1,2 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,1 Mio. Barrel pro Tag (auf Vorjahresniveau)
Die Händler bleiben daher vorsichtig. Die Preisausschläge zum Handelsstart sind gering. Kurz vor den Weihnachtsferien will sich ohnehin kein Hedgefonds zu weit aus dem Fenster lehnen. Brent-Rohöl kostet im Moment 79,88 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 74,33 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 792,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9131 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0949 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich nur geringfügig. Ähnlich wie gestern zeigt die Heizölpreis-Tendenz am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 108 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Der vorweihnachtliche Heizölmarkt bleibt lebendig, ist aber weit von der Kaufpanik der letzten Woche entfernt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der zweithöchsten Stufe. Der Preisoptimismus gab jedoch kräftig nach. Nur noch jede zweite Stimme rechnet in der täglichen Lesereinschätzung mit fallenden Heizölpreisen. In der letzten Woche waren es um die 80 Prozent.
In der Tat liegt die monatelange Schwächeperiode der Ölpreise erst einmal hinter uns. Aber auch das Aufwärtspotenzial wirkt angesichts der moderaten Ölnachfrage begrenzt. Ebenso sind die höheren CO2-Abgaben ab Januar mittlerweile eingepreist. Wer es nicht eilig hat, kann daher auf eine günstige Kaufgelegenheit warten.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil