Internationaler Markt

Der Ölmarkt ignorierte gestern zunächst die Drohungen der US-Regierung gegenüber Russland und Iran. Das mögliche Zollchaos und sein dämpfender Effekt auf die Ölnachfrage standen im Vordergrund

Doch am Nachmittag wurde einigen Händlern dann doch etwas mulmig. Die Nervosität setzte eine schnelle Spekulationswelle in Gang. Die Ölpreise stiegen ruckartig um zwei Dollar auf knapp 75 Dollar je Barrel. Dann beruhigte sich die Lage. Am heutigen Morgen kostet Brent-Rohöl 74,8 Dollar je Barrel.

Viele Marktbeobachter halten Trumps Drohungen nach wie vor für einen Bluff. Auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus wurde klar, dass es keine konkreten Pläne gibt. Ein harter Kurs gegenüber Moskau wäre eine Kehrtwende in der Russlandpolitik, für die es außer dem kurzen verbalen Ausbruch Trumps am Wochenende keine Signale gibt.

US-Angriffe auf einzelne militärische Anlagen des Iran gelten als wahrscheinlicher, aber die Folgen für den Ölmarkt könnten wie bei vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit minimal bleiben. Ein groß angelegter Angriff birgt hingegen das Risiko, dass die Öltanker nicht mehr die Straße von Hormuz im Persischen Golf passieren können. Der Rohölpreis würde dann schlagartig steigen, mit konkreten Folgen für die Tankstellenpreise in den USA. Das ist aber genau das, was Trump vermeiden will.

Der außenpolitische Spielraum der US-Regierung ist deshalb trotz der markigen Worte begrenzt. Die Ölhändler könnten sich daher schon bald wieder auf die Themen der letzten Wochen konzentrieren: Zollkonflikte, mehr Öl aus den OPEC-Staaten, und eine schwache Ölnachfrage.

Trump hat für morgen in Orwellscher Sprache einen „Liberation Day“ angekündigt, also den Start des Zollkriegs gegen fast alle internationalen Handelspartner. Konkret bedeutet das für die Bevölkerung erst einmal höhere Preise und Arbeitsplatzverluste. Die meisten Ökonomen bezweifeln, dass die Zollmauer dann längerfristig für mehr Beschäftigung und höhere Staatseinnahmen sorgt.

Aber wie die US-Maßnahmen konkret aussehen und welche Länder betroffen sind, ist auch wenige Stunden vor dem angekündigten Start unklar. Der Unmut wächst, nicht zuletzt auch in der amerikanischem Wirtschaft.

Das bestätigt die Marktsicht der meisten Händler im Ölmarkt. Sie rechnen erst einmal mit schwächerer Nachfrage und demnächst wieder fallenden Ölpreisen.

Brent-Rohöl kostet aktuell 74,78 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 71,52 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 688,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9253 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0805 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise ziehen am Morgen leicht an und folgen damit den internationalen Vorgaben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittswert von 93,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Die Wasserstände auf dem Rhein fallen weiter, aber kritische Werte sind noch nicht erreicht. Im Moment deuten die Wetterprognosen auf eine leichte Stabilisierung der Lage. Über den Rhein kann der deutsche Heizölmarkt aus den Großraffinerien aus der Region Rotterdam/Antwerpen zusätzlich versorgt werden. Die größten Mengen stammen jedoch aus den Raffinerien im Inland.

Dort gibt es seit einiger Zeit immer wieder technische Störungen, vor allem in Karlsruhe und in Bayern (Neustadt). In Nordrhein-Westfalen wird eine Shell-Anlage sogar dauerhaft geschlossen. Das führte zuletzt zu ungewöhnlich hohen Heizölpreisen in der Region Köln und zu Problemen in Teilen Baden-Württembergs. Binnenschiffe sollen nun über den Rhein zusätzliche Mengen heranschaffen und die Lage entspannen.

Die könnten auch nötig werden, denn die Zahl der Bestellungen zieht an und liegt mittlerweile wieder auf einem durchschnittlichen Niveau. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf einer neutralen Position. Das gilt auch für die täglich ermittelte Lesereinschätzung, die wie gestern einen durchschnittlichen Preisoptimismus anzeigt.

Die nächsten Stunden werden zeigen, welchen Kurs die US-Regierung in der Zollpolitik einschlägt. Sollte das befürchtete Zollchaos ausbrechen, wird das Druck auf die Ölpreise ausüben.

Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Ab dem Jahr 2027 könnten die CO2-Abgaben für Heizöl steil steigen. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil