Internationaler Markt
Das Ölkartell OPEC+ zog gestern die Notbremse. Die für Oktober geplante Lockerung bei den Förderkürzungen wurde um zwei Monate verschoben. Wie es dann im Dezember weitergehen soll, ist derzeit noch unklar.
Damit reagieren die Petrostaaten auf die veränderte Situation in Libyen. Die Nachricht, dass die libyschen Ölmengen schon bald wieder auf den Markt zurückkehren werden, hatte den Rutsch der Ölpreise in dieser Woche wieder beschleunigt. Damit wurde klar, wie empfindlich die Preise derzeit auf höhere Angebotsmengen reagieren. Zusätzliches OPEC-Öl ab dem kommenden Monat hätte Brent-Rohöl eventuell unter 70 Dollar je Barrel gedrückt. Selbst hartgesottene „Cheater“ wie der Irak, der seine Förderquoten ständig überzieht, werden nun nervös. Bagdad schert jetzt anscheinend wieder in den Kartell-Konvoi ein.
Aber die Marktreaktion zeigt, dass der Kurswechsel des Kartells wohl zu spät kam und zu zögerlich wirkte. Die Preiserholung Richtung 74 Dollar je Barrel lief schon nach wenigen Stunden aus. Am Abend hatte Brent-Rohöl seine Kursgewinne schon wieder eingebüßt. Ähnlich wie vor 24 Stunden steht Brent am heutigen Morgen bei knapp 73 Dollar je Barrel.
Die neuen Zahlen zum amerikanischen Ölmarkt wurden gestern nur beiläufig zur Kenntnis genommen. Die Vorabschätzung der Branche wurde im Wochenbericht der Energiebehörde EIA bestätigt: Ein massiver Rückgang der Rohölbestände um knapp 7 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche. Bei den Produkten veränderte sich nur wenig. Die Ölnachfrage blieb leicht unter den Vorjahreswerten.
In ruhigeren Marktphasen hätten solche Zahlen die Preise nach oben gedrückt, aber Börsentrader können sich wie üblich nur auf ein Thema konzentrieren, und das ist im Moment die OPEC-Politik.
Hier zusammenfassend die aktuellen Zahlen aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen zur Vorwoche im größten Ölmarkt der Welt:
Rohöl: -6,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -7,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -0,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,4 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,3 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,3 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,8 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. unter Vorjahreswert)
Zum Handelsbeginn in Europa kostet Brent-Rohöl 72,91 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 69,37 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 664,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8995 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1115 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise holen heute den schon gestern erwarteten Preisrutsch nach. Sie stehen am Morgen trotz wenig veränderter Vorgaben auf einem neuen Jahrestief. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittspreis von nur noch 91,1 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist der niedrigste Stand seit Juli 2023.
Der Preisverfall mobilisiert den deutschen Heizölmarkt. Die bereits hohe Zahl der Bestellungen ist gestern noch einmal gestiegen. Wer sich nicht schon zu den Discounter-Preisen im Frühsommer eingedeckt hat, holt das jetzt nach.
Das bestätigen auch die Indikatoren. Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, rät jetzt ebenfalls zum Kauf. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen anzeigt, bleibt stabil auf der zweithöchsten Stufe. Auch der Preisoptimismus der Kunden ist ungebrochen. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt einen sehr hohen Anteil der Stimmen, die mit weiter fallenden Notierungen rechnen.
Bereits seit einem Jahr fallen die Heizölpreise. Die Preisschwäche wird jedoch nicht ewig anhalten. Wer Preisrisiken vermeiden will, sollte sich jetzt versorgen. Wer spekulieren will, sollte die Markttrends zeitnah verfolgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.