Internationaler Markt
Die wilden Preisschwankungen an den Ölbörsen setzen sich fort. Gestern erholten sich die Ölpreise. Heute Morgen ist schon wieder Schluss damit. Jede Bestandsaufnahme ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits überholt. Der Ölmarkt sucht im Moment einen Konsens, wo denn nun der Gleichgewichtspreis liegen könnte.
Das ist jedoch aussichtslos, wenn die wichtigsten Ölanbieter alles andere als „rationale Akteure“ sind. Vielmehr prägen beleidigte Egos in Moskau und Riad das Geschehen. Die Saudis legen heute Morgen nach und kündigen den Ausbau ihrer Förderkapazitäten von 12 auf 13 Mio. Barrel pro Tag an. Das wird Jahre dauern, ist jedoch angesichts der coronageschwächten Ölnachfrage ein reichlich irrational wirkender Zug. Doch es geht dem vor Wut schäumenden Kronprinz wohl eher darum, die russichen Widersacher zu ärgern. Moskau gibt sich scheinbar entspannt. Sicherheitshalber haben aber beide Potentaten in diesen Tagen ihre Macht abgesichert: Der saudische Kronprinz ließ mögliche Konkurrenten bei der Thronfolge verhaften. Der russische Präsident krönte sich zum Präsidenten auf Lebenszeit.
Die beiden Ölstaaten sägen derzeit den Ast ab, auf dem sie selber sitzen. Weder Saudi-Arabien noch Russland können beim aktuellen Ölpreisniveau langfristig überleben. Die saudische Ölflut ab dem 1. April wird jedoch zwangsläufig jede Ölpreiserholung stoppen. Beide hoffen vielleicht, dass der schweigende Dritte für Entlastung sorgt: Die amerikanische Schieferölbranche. Dort läuten nun in der Tat die Alarmglocken. Die ersten Firmen haben bereits angekündigt, dass sie ihre Investitionsbudgets kürzen wollen. Es wird allerdings Monate dauern, bis sich diese Entscheidungen in sinkenden Fördermengen widerspiegeln.
Ölimportländer wie Deutschland können sich freuen. Sie bekommen ein kostenloses Konjunkturprogramm. Der Preisrutsch um 20 Dollar je Barrel entlastet die Geldbörsen der Ölverbraucher jeden Monat um 1,2 Mrd. Euro. Weltweit sind es sogar 50 Mrd. Euro pro Monat.
Ölmarktdaten interessieren im Moment nur am Rande: Am späten Abend meldete der amerikanische Branchenverband seine Vorabschätzung zu den Lagerbeständen. Wie schon in den letzten Wochen legten die Rohöllager kräftig um 6,4 Mio. Barrel zu, während die Lager der Hauptprodukte (Benzin, Diesel, Heizöl) um 8 Mio. Barrel schrumpften. Dieses Ergebnis sollte den Ölpreis nicht stark beeinflussen. Heute folgen wie üblich die offiziellen Zahlen des Energieministeriums.
Über Nacht legten die Ölpreise stark zu, aber beim europäischen Handelsstart ist davon nichts mehr übrig. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht im Moment bei 34,20 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 37,29 US-Dollar je Barrel. Gasöl notiert bei 375,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8831 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1321 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen heute dem Rohölmarkt nach oben, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der durchschnittliche Preis liegt im Moment bei knapp 55 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt knapp drei Euro über dem Preistief vom Montag.
Der Preisverfall und die wilden Preisschwankungen haben in dieser Woche eine enorme Bestellwelle ausgelöst. Die lokalen Preise liegen dadurch noch weiter auseinander als normal. Im Süden muss in manchen Regionen 20 Prozent mehr gezahlt werden als im Norden.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht, steht noch immer auf der zweithöchsten Stufe. Der Markt könnte also auch in den nächsten Tagen sehr aktiv bleiben.
Die Preischarts spiegeln das Chaos auf dem Ölmarkt wider. Längerfristig zeigen die Preiskorridore zwar stabil nach unten, aber in der kurzen Frist wechseln sich steil fallende Preiskorridore und Ausbrüche aus ebendiesen Korridoren im Tagestakt ab.
Die tagesaktuelle Umfrage zeigt eine weiterhin vorsichtige Kundschaft. Unverändert rechnen lediglich 58% der Voten mit fallenden Heizölpreisen. Das ist ein vergleichsweise niedriger Wert, der die hohe Bestellaktivität mit erklärt. Viele fürchten offenbar, dass die Preisschwäche nicht von Dauer ist.
Was also tun? Wie immer gilt: Wer vor einem fast leeren Tank sitzt, sollte nicht abwarten. Die Preise sind attraktiv und die Lieferzeiten lang. Wer spekulieren will, kann selbst jetzt noch auf das wachsende Überangebot im Ölmarkt setzen. Wenn sich Riad und Moskau nicht zusammenraufen, könnten die Ölpreise erneut nachgeben.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.
Quelle: esyoil