Internationaler Markt
Wie erwartet war die Preisdelle weder tief noch breit. Seit gestern sind die Ölpreise wieder im Aufwind. Dennoch werden sie diese Woche wohl zum ersten Mal seit sieben Wochen mit einem Minus abschließen.
Die wichtigsten Impulse kommen einmal mehr aus China. Dort kündigte die Zentralbank an, mit „exakten und kraftvollen“ Schritten gegen die Konjunkturschwäche anzugehen. Das Timing war wohl kein Zufall. Der ehemals größte chinesische Immobilienkonzern Evergrande beantragte weniger Stunden später in den USA Gläubigerschutz. Das kam zwar nicht ganz unerwartet, denn das Unternehmen kämpft schon seit zwei Jahren ums Überleben, aber der Schritt drückt auf die Stimmung.
Die Maßnahmen der Zentralbank können eigentlich nur sinkende Zinsen, mehr Spielraum für die Geschäftsbanken und mehr Kredite bedeuten. Also genau das, was die aktuelle Krise erst erzeugt hat. Das Ergebnis war ein aufgeblähter, kreditfinanzierter Immobilienboom, zahllose unkontrollierte Schattenbanken und Spekulation. Doch viel mehr Möglichkeiten gibt es für Peking im Moment nicht. Der jahrzehntelange Strom billiger Arbeitskräfte aus dem ländlichen Hinterland in die Metropolen ist versiegt. Die Löhne und Gehälter liegen in den westlichen Provinzen bereits auf europäischem Niveau. Die Kommunen können ihre hochfliegenden Infrastrukturpläne nicht mehr wie seit Jahrzehnten durch Flächenverkauf finanzieren, weil der größte Teil schon privatisiert ist.
Trotzdem wird die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr wohl wachsen, wenn auch deutlich schwächer als die bisher angepeilten 5 Prozent. Der Ölverbrauch in China und auch in der Welt wird zunehmen.
Der globale Öldurst springt deshalb in diesem Sommer von einem Rekord zum nächsten. Für den Juni schätzt die IEA den Verbrauch auf 103 Mio. Barrel pro Tag. Die nächsten Monate könnten noch höher liegen. Das bisherige weltweite Allzeithoch von 100,8 Mio. Barrel pro Tag aus dem Jahr 2019 wird also locker übertroffen. Wer sich unter solchen Zahlen nicht viel vorstellen kann: Alle 30 Minuten wird die Ladung eines Supertankers verfeuert.
Der Einbruch durch die Corona-Pandemie, der vor allem den Flugverkehr und den Straßenverkehr getroffen hatte, stellt sich aus heutiger Sicht nur als eine kurze Wachstumsdelle dar. Allein China wird voraussichtlich um die 70% des Mehrverbrauchs in diesem Jahr verursachen, aber auch die USA sind nicht mehr weit von einem Rekordverbrauch entfernt. In der EU sinkt der Verbrauch seit einigen Jahren, wenn auch nur langsam.
Die Forschungsinstitute sind sich in ihren Prognosen weitgehend einig. Ein globaler „Peak Oil“ ist zumindest kurzfristig nicht zu erwarten. Umstritten ist nur, ob der Wendepunkt vor oder nach 2030 eintreten wird. Für die Ölindustrie sind die neuen Prognosen ein willkommener Vorwand, die Energiewende im eigenen Haus ad acta zu legen. Wir liefern ja nur, was der Markt verlangt – so heißt das neue Motto bei den Ölkonzernen.
Heute morgen kostet Brent-Rohöl 84,22 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 80,64 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 909,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9192 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0876 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl wird heute teurer. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 105 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt nur zwei bis drei Prozent unter dem bisherigen Sommerhoch.
Entsprechend gering bleibt die Zahl der Bestellungen. Wie schon die ganze Woche liegen die Zahlen unter dem Durchschnitt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, stieg zwar auf ein mittleres Niveau, aber das hat angesichts der flauen Marktaktivität wenig Aussagekraft.
Noch immer erwarten die Verbraucher einen Preisrückgang. Knapp 80 Prozent der Voten bleiben optimistisch, mehr als in der Woche zuvor.
Ein wenig mehr Pessimismus könnte allerdings nicht schaden, denn die Versorgungslage im globalen Ölmarkt bleibt angespannt und die Lagerbestände sinken, auch bei den Vorprodukten für Heizöl. Wer nicht zu spekulativ vorgehen will, sollte die Bestellung also nicht zu lange vor sich her schieben.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil