Internationaler Markt

Vor einer Woche schien das Ende einer längeren Seitwärtsbewegung der Ölpreise nahe. Die physische Marktlage und die Charttechnik waren reif für den Abgang. Doch die Gelegenheit wurde wieder einmal von einer kriegerische Eskalation durchkreuzt. In diesem Fall fand sie nicht im Nahen, sondern im nachbarschaftlichen Osten statt. Die Folge war ein deutlicher Anstieg der Ölnotierungen im Wochenverlauf. Er hievte die Preise zurück in die obere Hälfte eines zwölfwöchigen Trendkanals, wie den 6-Monats-Charts der Ölpreistrends zu entnehmen ist.

Von welcher Seite die Eskalation der Gewalt ausgeht, ist in nahezu jedem Krieg Interpretationssache. Es hängt davon ab, welcher Moment zur Stunde null erklärt wird. Beim Ukrainekrieg wird üblicherweise der 24.02.2022 genannt, obwohl im Land bereits seit 2014 Krieg herrscht. Den jüngsten Gewaltausbruch des Konflikts kann man beispielsweise auf die erste Verwendung weitreichender USA-Raketen gegen Russland beziehungsweise die Erlaubnis für einen solchen Einsatz durch den scheidenden US-Präsidenten Joe Biden datieren. Im Ölpreis kam er allerdings erst mit der russischen Reaktion auf den Beschuss zum Ausdruck. Diese bestand im Test einer neuen Mittelstreckenrakete des Typs Oreshnik, die auf die ukrainische Stadt Dnipro abgefeuert wurde.

Während Wladimir Putin den erfolgreichen Test der Rakete lobte und die Serienproduktion sowie weitere Tests unter Kampfbedingungen ankündigte, planen die NATO-Staaten und die Ukraine morgen eine Notfallsitzung abzuhalten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj appelliert derweil an die internationale Gemeinschaft, schnell zu handeln, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Diese wünscht er sich als klare Antwort, die Putin die Konsequenzen seines Handelns spüren lässt. Ein Gespräch unter Präsidenten wird er damit vermutlich nicht meinen.

Die zunehmende Eskalation des Kriegs wird die geopolitischen Risiken erhöhen und die Ölpreise in die Höhe treiben, denn es besteht die Sorge über mögliche Ausfälle russischer Öllieferungen. Die Ukraine und Russland sind allerdings nicht die einzigen Spielstätten, die die Ölversorgung infrage stellen.

Am Wochenende wurde das iranische Ölangebot auch wieder in den Kreis der Unsicherheit aufgenommen. Bereits nach Donald Trumps Wahlsieg wurden Bedenken laut, dass die kommende US-Regierung die Sanktionen gegen den Iran strenger umsetzen wird. Argumente dazu liefert die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), die den Iran mit einer Resolution zu offenen Fragen seines Atomprogramms unter Druck setzt. Nun kündigte der Iran an, seine Kapazitäten zur Produktion von nuklearem Brennstoff auszubauen. Das dürfte die Spannungen weiter verschärfen. Sollte der UN-Sicherheitsrat in die Debatte einbezogen werden, wird Russland allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Veto gegen neue Iran-Sanktionen einlegen. Der Dissens unter den Vetomächten des Gremiums könnte dem neuen Präsidenten der USA als Grund für eine Einladung zum Gespräch mit seinem russischen Gegenspieler dienen.

An den Ölbörsen bekamen die Risiken in der letzten Woche ihren Preis. Erwartungsgemäß sollte dieser aufgrund der virulenten Atombewaffnung des Irans weiter steigen. Heute Morgen kommt es aber anders. Die Ölnotierungen geben nach. Offensichtlich sehen Finanzjongleure noch hinreichend Licht im geopolitischen Spannungsfeld und die viel zitierte Nachfrageschwäche, die sich in 2025 ausbreiten soll.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 70,52 Dollar und das Barrel Brent zu 74,49 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 694,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9565 Euro. Damit kostet der Euro 1,0455 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das bildet nicht die internationalen Vorgaben ab, die die Börsen heute Morgen ausspielen. Angesicht der Stimmungsschwankungen ist das auch nicht zu erwarten. Bisweilen sind träge Heizölpreise näher an der physischen Marktrealität als spekulative Unruhe. Die Lage der Trendkanäle hat sich mittlerweile geändert. Aufgrund der Verschiebung innerhalb der betrachteten Zeiträume liegen im 3- und 12-Monatsbereich nun die Abwärtstrends und im 6-Monats-Bereich ein Seitwärtstrend. Aus charttechnischer Perspektive können die Träume von fallenden Preisen im Verlauf der nächsten Wochen und Monate also immer noch Realität werden. Über allem steht allerdings die Ambivalenz von Kriegseskalation und Kriegsbesänftigung.

Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist in diesen Tagen eher ruhig. Deutlich gedämpft wirkt nun auch die Hoffnung auf günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem relativ schwachen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit will, kauft zum gegenwärtigen Preis. Wer hinreichend Heizöl im Tank hat, sollte die Spekulation auf tiefere Preise riskieren.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil