Internationaler Markt

Experten des US-Energieministeriums wiesen bereits im Mai darauf hin, dass sie in diesem Jahr eine der schwersten Hurrikan-Saisons seit Beginn der Aufzeichnungen erwarten. Sie sprachen von bis zu 25 möglichen Ereignissen, die der amerikanischen Öl- und Gasindustrie zwischen Juni und November mehr Schaden zufügen könnten als jemals zuvor. Besonders gefährdet sind Anlagen im Südosten und an der Golfküste der USA.

Nun wird es ernst. Im Atlantik hat sich vor vier Tagen ein Tiefdruckgebiet gebildet, das rasant zu einem Hurrikan der Stärke fünf aufgestiegen ist. Mit dem Namen Beryl rast die zerstörende Erscheinung mittlerweile auf die mexikanische Halbinsel Yukatán zu. Beim Landgang wird den Sturmmassen Energie entzogen. Danach würde Beryl prognosegemäß weniger reißerisch Offshore-Ölanlagen vor Mexiko ins Visier nehmen und am Wochenende über dem mexikanischen Festland endgültig abflauen. Sollte sich die aktuelle Bahn nicht ändern, blieben die vielen Öl- und Gasplattformen im Golf von Mexiko verschont. Ein kleiner Drift nach Norden würde die Lage aber empfindlich ändern.

Neben diesem noch ungelegt bullischen Ereignis preisen Finanzjongleure bereits den erwarteten Reiseboom zum Nationalfeiertag der USA in die Ölnotierungen ein. Nachdem der Beginn der Fahrsaison Ende Mai aufgrund einer unerwartet geringen Benzinnachfrage enttäuschend verlief, soll der Mangel mit kräftigen Fahrleistungen zwischen dem 29. Juni und dem 7. Juli ausgeglichen werden. Der Amerikanische Automobilclub erwartet rund 60,6 Mio. Amerikaner auf Achse. Das wäre ein Anstieg von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Im weiteren Jahresverlauf könnte eine Zinssenkung der US-Notenbank zudem die Ölnachfrage beleben. Es gibt schon wieder neue Spekulationen, dass eine entsprechende Beschlussvorlage bereits im September anstünde. Die Hoffnungen werden durch aktuelle Wirtschaftsdaten befeuert. Der US-Einkaufsmanagerindex des ISM für Juni ist gegenüber dem Vormonat deutlich gesunken. Zudem hat der Preisdruck im verarbeitenden Gewerbe nachgelassen.

Alles bullisch beschreibt aber nicht die vollständige Stimmungslage. Zweifel am asiatischen Öldurst kommen auch immer wieder hoch. Im ersten Halbjahr 2024 sind die Rohölimporte leicht gesunken, wie Daten der London Stock Exchange Group zeigen. Während im ersten Halbjahr 2023 täglich etwa 27,29 Mio. Barrel nach Asien geliefert wurden, waren es im gleichen Zeitraum 2024 nur 27,16 Mio. Barrel pro Tag. Dieser Rückgang ist teilweise auf das Rekordniveau der chinesischen Importe im Vorjahr zurückzuführen. Damit liegt eine unrealistische Referenz vor und man sollte den Importrückgang im ersten Halbjahr 2024 nicht überbewerten. Einige Finanzjongleure werten die verringerte Nachfrage dennoch als Zeichen, dass das Wachstum in der Region hinter den Erwartungen zurückbleibt. Sie erwarten daher, dass Saudi Aramco die Preise für Rohölexporte nach Asien im August wieder senken wird.

Die Ölbörsen funktionieren aber tatsächlich bullisch. Die Notierungen für Rohöl Brent und Gasöl legten gestern erneut zu. Heute Morgen setzen sie diese Tendenz in moderaterer Form fort.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 83,87 Dollar und das Barrel Brent zu 87,08 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 810,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9328 Euro. Damit kostet der Euro 1,0717 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise können sich dem äußeren Druck nicht entziehen. Sie steigen weiter, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die abwärts gerichteten Trendkanäle sind aber immer noch intakt. Das ist natürlich keine Garantie für die weitere Preisentwicklung in diesem Jahr. Es bedarf allerdings eines wirklich starken Ereignisses, um einen alles verändernden Preisverlauf zu initiieren. Ein solches existiert absehbar nicht. Nach wie vor sind weniger die Ereignisse als die bullisch eingestellten Finanzjongleure Treiber des jüngsten Preisgeschehens.

Die Nachfrage im Binnenmarkt ist sehr ruhig. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl ist deutlich belebter. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer die Unsicherheit in den Preisen leid ist, gibt einfach eine Bestellung auf.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil