Internationaler Markt
Die Ölpreise änderten gestern ihre Richtung und legten erstmals in dieser Woche kräftig zu. Zunächst ging es abwärts bis auf nur noch 91 Dollar je Barrel, doch am Ende des Tages und heute Morgen müssen knapp 95 Dollar für einen Barrel Brent-Rohöl gezahlt werden.
Die Ursachen für die Trendwende liegen allerdings nicht im Ölmarkt. Der Ölpreis wurde vor allem von der guten Stimmung in den Aktien- und Anleihenmärkten mit nach oben gezogen. Außerdem gab der Dollar etwas nach, was generell als Zeichen der Entspannung gedeutet wird.
Die Inflationsdaten aus den USA fielen gestern so düster aus wie erwartet, aber nachdem die Aktien seit Anfang Januar bereits 25 Prozent gefallen waren, sagten sich wohl einige Investoren, dass jetzt der Boden allmählich erreicht sein müsste und kauften zu. Auch machten Gerüchte die Runde, dass die britische Regierung eine Kehrtwende plant und ihren hanebüchenen Plan zur Steuersenkung zurückzieht. Eventuell soll sogar die neue Premierministerin nach nur einem Monat aus dem Amt gedrängt werden. Prompt legte das Pfund gegenüber dem Dollar zu.
Ruhiger ging es im Ölmarkt zu. Der monatliche Zahlenreigen ging in die nächste Runde. Dieses Mal meldete sich die Internationale Energieagentur (IEA) zu Wort. Die IEA ließ es sich nicht nehmen, die OPEC wegen ihrer geplanten Förderkürzung scharf zu kritisieren. Höhere Ölpreise könnten mit dazu beitragen, dass die Weltwirtschaft endgültig in eine schwere Rezession abgleitet.
Schon jetzt sei klar, dass die Ölnachfrage schwächer als erwartet steigt. Die IEA erwartet für dieses Jahr einen Zuwachs von 1,9 Mio. Barrel pro Tag, also knapp 2 Prozent. Im nächsten Jahr sollen es 1,7 Mio. Barrel pro Tag werden. Beide Werte liegen weit unter den Prognosen, die von der IEA Anfang des Jahres aufgestellt wurden.
Im Wochenbericht meldete dann das amerikanische Energieministerium (DOE) wie erwartet einen starken Anstieg der gewerblichen Rohöllager. Knapp 10 Mio. Barrel wurden zusätzlich eingelagert, vor allem dank der erneuten Freigabe von knapp 8 Mio. Barrel aus der nationalen Ölreserve und höherer Importe. Auch die Benzinlager legten etwas zu, während Diesel/Heizöl knapp 5 Mio. Barrel abgeben mussten.
Da die USA abwechselnd mit Deutschland der größte Heizölmärkt der Welt ist, verheißt das nichts Gutes für die amerikanischen Heizöl- und Dieselverbraucher. Die steigenden Produktpreise zogen gestern dann auch prompt die Rohölpreise in den USA mit nach oben.
Hier die Zahlen der Wochenberichte von DOE und API und die Veränderungen gegenüber der Vorwoche:
Rohöl: +9,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +7,1 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -4,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,6 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,0 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion: 11,9 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,0 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. unter Vorjahreswert)
Der Handel startet heute zunächst mit geringer Dynamik. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 94,97 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 89,59 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 1129,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 1,0212 Euro wert. Damit steht der Euro bei 0,9790 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölhändler geben die höheren Rohölpreise heute prompt weiter. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von über 165 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der schwache Dollar kann den Anstieg nicht dämpfen.
Noch immer halten sich die Verbraucher mit Bestellungen stark zurück. Entweder haben sich die meisten Privathaushalte bereits eingedeckt, oder die Kombination aus derzeit geringem Verbrauch, Mondpreisen und Lieferproblemen schreckt ab.
Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bewegt sich seit Tagen nicht mehr von der Stelle und verbleibt auf der mittleren Stufe. Das deutet auf Kaufzurückhaltung oder Unzufriedenheit mit den Preisen. Die Zahl der Preispessimisten ist ebenfalls unverändert hoch. Ein Anteil von knapp 40 Prozent in der täglichen Lesereinschätzung liegt höher als üblich.
Im Ölmarkt herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Politisch und im Markt wächst die Anspannung vor dem Start des Winters und dem Inkrafttreten der EU-Sanktionen und des Preisdeckels für russisches Öl. Eine Entspannung im Heizölmarkt ist vorerst nicht in Sicht. Vorsorge sollte an erster Stelle stehen.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.
Quelle: esyoil