Internationaler Markt
Die Rohölpreise legten gestern wider Erwarten den Rückwärtsgang ein. Stabile Aktienmärkte und starke Konjunkturdaten aus China konnten die Trendwende nicht aufhalten. Brent-Rohöl sackte immer wieder unter 81 Dollar je Barrel und liegt aktuell nur noch knapp über 80 Dollar.
Auch neue Anläufe in den USA und in der EU, die Öleinnahmen Russlands zu verringern, können daran offenbar nichts ändern. Der im letzten Jahr beschlossene Preisdeckel von 60 Dollar je Barrel für russische Rohölexporte hatte bislang kaum Wirkung gezeigt. Jetzt kursiert eine neue Idee.
Der größte Teil der Tanker mit russischem Öl muss durch die Meerengen Dänemarks. Kopenhagen könnte dafür sorgen, dass der Schiffsverkehr mehr oder weniger blockiert wird, sei es aufgrund von Verstößen gegen die Preissanktionen oder gegen technische Sicherheitsauflagen. Die „Dark Fleet“ Moskaus besteht größtenteils aus altersschwachen Schiffen, die in aller Welt angemietet wurden. Aufmerksame Inspektoren könnten wohl auf jedem Schiff Mängel finden.
Bislang sind jedoch keine konkreteren Pläne bekannt geworden. Mit Blick auf die Wahlen und die Tankstellenpreise wird die Biden-Regierung vermutlich eine preistreibende direkte Konfrontation mit Moskau vermeiden wollen.
Konkreter waren die neuen Zahlen zum Zustand des Ölmarkts in den USA. Der Wochenbericht umfasste dieses Mal gleich zwei Berichtswochen, da die Veröffentlichung in der letzten Woche wegen technischer Umstellungen ausgefallen war. Die Energiebehörde versucht seit einiger Zeit, die Qualität ihrer Zahlen zu verbessern. Um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen, waren immer wieder große Ölmengen in den sogenannten „Anpassungsfaktor“ gerutscht, also eine unerklärbare statistische Restmenge.
Die Zahlen der letzten beiden Wochen zeigen zwei Trends: Die Rohölbestände sind stark gestiegen um insgesamt fast 18 Mio. Barrel. Parallel dazu schrumpften die Produktlager fast genauso kräftig, v.a. bei Benzin um fast 8 Mio. Barrel, aber auch bei Heizöl/Diesel um knapp 5 Mio. Barrel. Unter dem Strich steht dennoch ein Lageraufbau.
Bei der Interpretation der Zahlen scheiden sich dennoch die Geister. Einerseits sollten die insgesamt höheren Lagermengen auf die Preise drücken. Doch andererseits werden ausgerechnet die Diesel- und Heizölvorräte kleiner, was kurz vor den Wintermonaten für einen Preisschub sorgen könnte. Unklar bleibt, wie stark die Dieselverknappung werden könnte. Russland scheint seine Versorgungskrise im Inland überwunden zu haben und will jetzt seine Dieselexporte wieder erhöhen. Auch andere Exportraffinerien stehen bereits, um Knappheiten zu beseitigen.
Bei der heimischen Ölförderung in den USA hat sich in den letzten beiden Wochen kaum etwas verändert. Noch immer stehen die Fördermengen von Rohöl auf einem Allzeithoch von 13,2 Mio. Barrel. Die Nachfrage liegt in etwa auf dem Vorjahresniveau. Hier zeigt der Trend der letzten Wochen also aufwärts, denn in den letzten Monaten war die Nachfrage immer wieder deutlich unter den Werten der Vor-Corona-Jahre geblieben.
Hier die beiden gestern gemeldeten Veränderungen bei den Lagerbeständen im Vergleich zu den jeweiligen Vorwochen. Die Zahlen stammen aus den gestern veröffentlichten Wochenberichten des Energieministeriums (DOE):
Rohöl: +13,9 Mio. Barrel (Woche bis 3.Nov.) bzw. +3,6 Mio. Barrel (Woche bis 10.Nov.)
Heizöl und Diesel: -3,3 Mio. Barrel (Woche bis 3.Nov.) bzw. -1,5 Mio. Barrel (Woche bis 10.Nov.)
Benzin: -6,3 Mio. Barrel (Woche bis 3.Nov.) bzw. -1,4 Mio. Barrel (Woche bis 10.Nov.)
Ölproduktion in den USA (10.Nov.): 13,2 Mio. Barrel pro Tag (1,1 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt, 10.Nov.): 20,9 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. über Vorjahresniveau)
Brent-Rohöl kostet heute zum Handelsstart 80,36 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 75,78 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 819,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9220 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0844 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich heute den dritten Tag in Folge seitwärts. Die schwache Tendenz im Rohölmarkt verhindert einen Anstieg. Der stabile Preis für Gasoil, das Vorprodukt für Diesel/Heizöl, lässt die Preise nicht fallen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt daher am Morgen einen fast unveränderten landesweiten Durchschnittspreis von 107 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Das Kaufinteresse bleibt hoch und liegt schon die ganze Woche weit über dem Durchschnitt. Die moderaten Preissenkungen der letzten Wochen und der nahe Winter reichen offenbar aus, um die Bestellmengen hoch zu halten. Hinzu kommt der Preisanstieg zum 1. Januar aufgrund der höheren CO2-Abgaben.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt aus diesen Gründen auf der zweithöchsten Stufe. Ungebrochen ist der Preisoptimismus der Heizölverbraucher. Knapp 80 Prozent der Stimmen rechnen in der täglichen Lesereinschätzung mit fallenden Heizölpreisen.
Das derzeit hohe Kaufinteresse ist leicht nachvollziehbar. Noch immer steigt die globale Ölnachfrage kräftig an, während die Risiken von Russland bis Nahost unübersehbar sind. Es könnte sich daher lohnen, die aktuelle Preisschwäche zu nutzen und die Vorräte aufzustocken.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil