Internationaler Markt
Auch gestern stand die Situation in Saudi-Arabien im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Nachdem die Pressekonferenz der Saudis am Dienstag die Gemüter und die Ölpreise zunächst beruhigt hatte, werden jetzt Zweifel laut. Die Saudis drücken sich um klare Aussagen darüber, wieviel saudisches Öl denn nun tatsächlich den Kunden bis Ende September zur Verfügung stehen wird.
Die meisten Experten gehen davon aus, dass es noch Monate dauern wird, bis sich die Lage in Saudi-Arabien normalisiert. In der Zwischenzeit muss Riad Rohöl und Ölprodukte bei der Konkurrenz zukaufen und die eigenen Lagerbestände anzapfen. Das wird die globalen Ölpreise eher stützen als bremsen.
Sowohl die Saudis als auch das Weiße Haus wirken im Moment hilflos, vor allem nach den vielen markigen Worten, die Trump in den letzten Monaten Richtung Teheran geschleudert hatte. Der militärische Angriff gegen Saudi-Arabien kam wohl direkt oder indirekt aus dem Iran, aber der US-Präsident ist in einem Dilemma: Die gestrige, recht zahme Ankündigung zusätzlicher Sanktionen passt nicht so recht zu seinem außenpolitischen Image als „Strongman“. Andererseits schmälert eine militärische Eskalation seine Wahlchancen, denn die Amerikaner sind kriegsmüde. Die Ursachen für den aktuellen Konflikt mit dem Iran sind ohnehin kaum vermittelbar. Eine große militärische Eskalation am Persischen Golf scheint daher im Moment unwahrscheinlich.
Der gestrige Wochenbericht über die Lagerbestände in den USA dämpfte die Ölpreise zusätzlich. Die Rohölbestände legten leicht zu. Das ging vor allem auf das Konto der Raffinerien, die weniger Rohöl als erwartet verarbeiteten. Zudem legten die Importe zu. Kein Wunder also, dass mehr Rohöl als in der Vorwoche in den Tanklagern verblieb.
Auch andere Details spielten eher den Ölpreisbären in die Hand: Die Bestände an Heizöl/Diesel sowie an Benzin wuchsen ebenfalls, während sich die Nachfrage schwach zeigte. Einziger Lichtblick: Die Ölproduktion in den USA tritt schon seit Jahresbeginn auf der Stelle.
Hier die Bestandsveränderungen in der Übersicht:
Rohöl: +0,6 Mio. Barrel (API) bzw. +1,1 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +2,0 Mio. Barrel (API) bzw. +0,4 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: +1,6 Mio. Barrel (API) bzw. +0,8 Mio. Barrel (DOE)
Geschätzte Ölproduktion: Unverändert bei 12,4 Mio. Barrel pro Tag (+13% gegenüber Vorjahr)
Am Ende des Tages ging der Ölpreis mit einem Minus aus dem Handel. Heute morgen geht es auf fast unverändertem Niveau weiter. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 58,11 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 63,59 US-Dollar je Barrel. Gasöl notiert bei 607,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9054 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1043 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl fällt weiter und liegt nun unter 70 Euro, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Die Preise stehen am frühen Morgen durchschnittlich bei 69,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Nach den Preiskapriolen der letzten Tage gibt es deutliche Preisunterschiede zwischen den Großstädten. Im Südwesten macht sich nun auch die Situation auf dem Rhein wieder bemerkbar. Die Rheinfrachten steigen seit Tagen, da die Wasserpegel merklich gesunken sind und keine größeren Niederschläge erwartet werden.
Nach den Panikkäufen unmittelbar nach den Anschlägen in Saudi-Arabien halten sich die Kunden zurück und hoffen auf weiter nachgebende Heizölpreise. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen ins Verhältnis setzt, sagt für die nächsten Tage ebenfalls nur eine mittlere Kaufneigung voraus.
Mittlerweile rechnen wieder 84% der Kundschaft mit fallenden Heizölpreisen, so die tagesaktuelle Umfrage. Der Preisoptimismus ist also recht ausgeprägt. Die Preischarts sind da anderer Meinung. In seltener Einträchtigkeit weisen im Moment sowohl die kurzfristigen als auch die langfristigen Preiskanäle nach oben.
Was tun? Heizöl ist mit knapp 70 Euro teurer als vor einer Woche. Aber andererseits sind jetzt auch die Preisrisiken deutlich höher. Wer kaufen muss, kann das immer noch zu niedrigeren Preisen als vor einem Jahr tun. Wer spekulieren will, muss auf eine Normalisierung der Lage am Persischen Golf setzen. Dann könnten sich die grundsätzlich bärischen Kräfte im Ölmarkt wieder durchsetzen. Aber das letzte Wochenende hat deutlich vor Augen geführt, wie hoch die Risiken sind.
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Quelle: esyoil