Internationaler Markt
Der Ölmarkt blieb auch gestern in seiner unentschiedenen Haltung. Brent-Rohöl wurde vom Day Trading hin und her getrieben, aber landete am Abend wieder in der Nähe des Ausgangspreises. Heute Morgen gibt Brent erst einmal nach und steht unter 84 Dollar je Barrel.
Noch immer sind sich die Händler nicht einig, ob die Erholung der Ölnachfrage in China die anderen Faktoren aufwiegt, also vor allem den steilen Aufbau der Lagerbestände in den USA und die höheren Zinsen. Vor allem das Plus von über 16 Mio. Barrel, das die Energiebehörde des Energieministeriums (EIA) vorgestern meldete, sorgt weiter für Gesprächsstoff.
Die EIA hat zwar relativ verlässliche Daten über die Ölimporte, die Raffinerieaktivität und die meisten Lagerbestände. Aber die kurzfristigen Daten zum Export, zur Nachfrage und zur Produktion von Öl müssen geschätzt werden. Sie sind daher besonders anfällig für nachträgliche Korrekturen. Im Moment klafft beim Rohöl eine gigantische statistische Lücke zwischen dem errechneten Angebot (Produktion plus Import plus Lagerabbau) und der errechneten Nachfrage (Raffinerieinput, Export, Lageraufbau). Erst in ein paar Wochen wird man wissen, ob eher die Nachfrage überschätzt oder das Angebot unterschätzt wurde.
Auch die Konjunktur in den USA zeigt widersprüchliche Signale. Der Arbeitsmarkt wirkt robust, aber die Auftragseingänge sind abwechselnd stark oder schwach. Gestern gab es zudem wieder hohe Inflationswerte. Auch die OPEC gibt sich unentschlossen und passiv. Bis zum Jahresende werden die Förderquoten voraussichtlich weder angehoben noch gesenkt, hieß es gestern aus Saudi-Arabien.
Viel hängt nun an der Einschätzung der Lage in China. Schließlich erwartet die EIA, dass etwa die Hälfte der zusätzlichen Ölnachfrage in diesem Jahr aus dem Reich der Mitte kommen soll. Zumindest die Fluggesellschaften zeigen jetzt wieder hohe Passagierzahlen. Das gilt vor allem für die Inlandsflüge, während sich der internationale Flugverkehr nur langsam wieder erholt. Insgesamt liegt das Aufkommen aber noch immer etwa ein Viertel unter dem Niveau, das vor der Pandemie üblich war.
Aktuell kostet die Nordseesorte Brent 83,83 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 77,17 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 797,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9400 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0636 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen den schwachen internationalen Vorgaben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 102 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das sind fast drei Euro weniger als gestern. Erneut sind es die überdurchschnittlich stark nachgebenden Preise von Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel, die Heizöl mit nach unten ziehen.
Trotz der sinkenden Preise bleibt die Zahl der Bestellungen gering. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nur auf der mittleren Stufe und signalisiert damit unterdurchschnittliches Kaufinteresse.
Dafür legt der Preisoptimismus zu: Über 80 Prozent der Voten in der täglichen Lesereinschätzung erwarten weiter nachgebende Heizölpreise. Die privaten Verbraucher setzen also darauf, dass Heizöl noch günstiger wird und warten daher ab.
In der Tat wirkt der Ölmarkt im Moment stabil und gut versorgt. Dennoch sind die Risiken nicht von der Hand zu weisen. Falls die Inflationszahlen fallen oder falls die Ölexporte Russlands einbrechen sollten, könnten die Ölpreise rasch nach oben ausbrechen.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil