Internationaler Markt
Auch am zweiten Tag nach den Präsidentschaftswahlen in den USA wirken die Ölbörsen orientierungslos. Den Tradern fällt es schwer, die Vielzahl von Argumenten und News zu gewichten und eine klare Linie zu finden. Selbst die sehr starken Aktienmärkten, die auf üppige Unternehmensgewinne in den Trumpjahren setzen, und der Preisanstieg bei vielen anderen Rohstoffen hinterließen am Ölmarkt keinen Eindruck.
Gestern verlor Brent-Rohöl zunächst deutlich an Wert, sprang dann aber wieder Richtung 76 Dollar je Barrel. Danach ging es wieder abwärts. Im Moment steht der Rohölpreis knapp unter 75 Dollar je Barrel.
Für höhere Ölpreise spricht Hurrikan Rafael, der sich mit Stärke 3 den Ölförderanlagen im Golf von Mexiko nähert. Ein Teil der Produktion wurde sicherheitshalber bereits stillgelegt. Auch sind sich die Beobachter einig, dass die Sanktionen gegen iranisches Öl im nächsten Jahr schärfer werden. Anders als die noch amtierende Biden/Harris-Regierung könnte Trump der israelischen Regierung auch bei militärischen Angriffen auf den Iran freie Hand lassen.
Andererseits dämpft der starke Dollar wie schon gestern die Kauflust im Ölmarkt. Hohe Zölle und ein wachsendes Budgetdefizit in der Trump-Ära werden die US-Notenbank alarmieren und könnten verhindern, dass die Zinsen in den USA im nächsten Jahr weiter sinken. Eine heftiger Streit zwischen Trump und der Notenbank bahnt sich wie schon während seiner ersten Amtszeit an.
Trotzdem wird die US-Notenbank auf ihrer Sitzung heute Abend wohl erst einmal eine weitere Zinssenkung beschließen. Mit Spannung wartet man jedoch auf die Statements des Notenbankchefs zum Zinskurs in den nächsten Monaten.
Auch aus dem Ölmarkt selbst kommen im Moment eher preisdämpfende Signale. Der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt zeigt wachsende Lagerbestände, sowohl bei Rohöl als auch bei den wichtigsten Ölprodukten. Gleichzeitig fielen die Zahlen zur Ölnachfrage sehr schwach aus. Anscheinend waren die sehr hohen Werte der letzten Woche nur eine Eintagsfliege.
Hier die Zahlen aus dem aktuellen Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und der Umfrage des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren aus dem amerikanischen Ölmarkt:
Rohöl: +2,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,1 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +2,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,9 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,9 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,5 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,6 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. unter Vorjahreswert)
Am heutigen Morgen zeigen die Ölpreise ein gemischtes Bild: Rohöl wurde teurer, Gasoil (Heizöl/Diesel) billiger. Brent-Rohöl kostet im Moment 74,94 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 71,61 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 678,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9285 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0767 Dollar.
Nationaler Markt
Trotz der turbulenten Nachrichtenlage in Washington und Berlin tut sich auch bei den Heizölpreisen nicht viel. Ähnlich wie gestern zeigt die Heizölpreis-Tendenz am Morgen einen wenig veränderten landesweiten Durchschnittspreis von 94,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Das liegt wohl vor allem an den schwachen Preisen für Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel. Hier macht sich das weltweite Überangebot bemerkbar.
Auch bei der Heizölnachfrage ist die Lage entspannt. Es wird nur wenig bestellt. Die Indikatoren zeichnen dasselbe Bild. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nach wie vor auf der neutralen Stufe. Dasselbe gilt für das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends verfolgt.
Die tägliche Lesereinschätzung zeigt hingegen eine deutliche Verschiebung. Die Kaufinteressenten sind deutlich optimistischer geworden und erwarten fallende Heizölpreise. Bis dahin halten sie sich jedoch mit Bestellungen zurück.
Viele internationale Ölhändler sehen das im Moment ähnlich. Trotz der möglichen Eskalation in Nahost erwarten nur wenige Beobachter Probleme bei der Ölversorgung. Die Regierungskrise in Berlin und die Unsicherheiten über den Kurs der Trump-Administration sind zwei neue Faktoren, die eine weltweite Konjunkturerholung und damit eine steigende Ölnachfrage bremsen.
Trotz der moderaten Heizölpreise gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und langfristig steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil