Internationaler Markt
Nach dem Anstieg der Rohölpreise am Mittwoch ging es gestern wieder bergab. Das kam nicht unerwartet, denn der Lageraufbau in den USA und die Inflationsdaten passten nicht zur Preisentwicklung. Prompt setzten Gewinnmitnahmen ein. Heute steht Brent-Rohöl am Morgen wieder knapp über 86 Dollar je Barrel, also in etwa auf dem Niveau der letzten zwei Wochen.
Die News sprechen heute allerdings eher für steigende Rohölnotierungen. Das gilt für das Ölangebot und die Ölnachfrage gleichermaßen. Schätzungen zur russischen Ölproduktion veranschlagen den Produktionsrückgang im Moment auf 0,7 Mio. Barrel pro Tag, also etwas mehr als erwartet. Auch die kurdischen Rohölmengen fehlen dem Markt. Eine Einigung scheint in Sicht, aber die Exporte aus dem Norden des Irak über die Türkei bis zum Mittelmeer sind noch nicht wieder angelaufen.
Aktuelle Zahlen aus China zeigen unterdessen steil wachsende Rohölimporte. Das passt zum Szenario einer stärkeren Ölnachfrage im Verkehr. Allerdings wäre es auch möglich, dass ein Teil der zusätzlichen Importe als raffiniertes Produkt wieder in den Weltmarkt zurückexportiert wird, denn die chinesischen Raffinerien sind nicht ausgelastet und suchen nach Absatzmärkten in Übersee.
Gleichzeitig gibt der Dollar weiter nach. Die Finanzmärkte setzen darauf, dass ein Ende der Zinsanhebungen allmählich in Sicht kommt. Ein schwacher Dollar macht Ölkäufe für andere Währungsräume attraktiver.
Die Trader suchen nach Orientierung. Heute wartet der Markt daher mit Spannung auf den Monatsbericht der Internationalen Energieagentur (IEA). Die meisten Beobachter rechnen damit, dass die IEA ihre Nachfrageprognose für dieses Jahr etwas zurücknimmt, aber gleichzeitig auf die knappere Versorgung durch das Ölkartell OPEC+ hinweist. Auch der Monatsbericht des OPEC-Sekretariats stellte gestern die negativen Folgen der höheren Zinsen, der Bankenkrisen und der insgesamt schwächeren Verfassung der Weltwirtschaft auf die Ölnachfrage in den Mittelpunkt.
Also eine schwache Nachfrage, aber auch ein schrumpfendes Ölangebot. Die Folgen für die Ölpreise bleiben ungewiss, machen aber dramatische Verschiebungen eher unwahrscheinlich.
Ähnlich denken heute zum Handelsstart wohl auch die meisten Händler. Die Preise geben nach, aber die Ausschläge sind gering. Brent-Rohöl kostet derzeit 86,35 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 82,47 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 775,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9034 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1066 Dollar.
Nationaler Markt
Auch die Heizölnotierungen bewegen sich nur wenig. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 98 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Schon seit über einem Monat bleibt Heizöl damit in einer engen Preisspanne von 95 bis 100 Euro. Der Anstieg der Rohölpreise wurde in diesem Zeitraum durch den stärkeren Euro und die relativ schwache Entwicklung bei Gasoil entschärft.
Die Bestellaktivität ist stabil, liegt aber seit einigen Tagen unter dem Durchschnitt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich auf der zweithöchsten Stufe. Das könnte darauf deuten, dass einige Verbraucher nach der Wintersaison nun nachkaufen müssen, nachdem sich die Hoffnung auf weiter fallende Heizölpreise nicht erfüllt hat. Der Preisoptimismus geht in der Tat zurück. Nur noch drei von vier Voten setzen in der aktuellen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise. Das ist ein vergleichsweise geringer Anteil.
Schon seit einem halben Jahr bewegen sich die Ölpreise seitwärts. Die schwache Ölnachfrage wird durch ein schrumpfendes Ölangebot ausgeglichen. Wer noch genug im Tank hat, kann auf günstige Kaufgelegenheiten warten.
Dennoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil