Internationaler Markt
Die Zahlen des verspäteten Wochenberichts zum amerikanischen Ölmarkt fielen anders aus als erwartet. Die Vorab-Umfrage durch den Branchenverband (API) hatte einen Aufbau der Lagerbestände gemeldet, aber die offiziellen Zahlen zeigten gestern einen Lagerabbau bei Rohöl um 2,5 Mio. Barrel. Auch die Bestände der wichtigsten Ölprodukte, also vor allem Diesel und Benzin, fielen deutlich.
Die Nachfrage fiel in der Berichtswoche stark aus, aber der Vierwochendurchschnitt macht klar, dass es kaum Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr gibt. Trotz steigender Bevölkerungszahlen, geringer Arbeitslosigkeit und stabilem Wirtschaftswachstum blieb der Ölverbrauch konstant.
Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: -2,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,3 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,1 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,2 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,0 Mio. Barrel pro Tag (0,05 Mio. über Vorjahreswert)
Der Lagerabbau stützte zwar die Ölpreise, aber die Händler blieben vorsichtig. Brent-Rohöl steht heute Vormittag ähnlich wie gestern zwischen 85 und 86 Dollar je Barrel. Nach dem steilen Preisanstieg in der letzten Woche kam es an den Ölbörsen sogar zu ersten Gewinnmitnahmen. Auch die Raffinerien hielten sich mit Käufen zurück, da die Margen durch die hohen Einkaufspreise für Rohöl geschrumpft sind.
Im Moment fehlen neue Impulse für einen weiteren Ölpreisanstieg. Die könnte schon in Kürze das Wetter liefern, denn in den USA beginnt nun die Hurricane Season. Die Langzeit-Prognosen erwarten ungewöhnlich viele und ungewöhnlich starke Wirbelstürme in den nächsten Monaten. Sie werden auch die Rohölpreise durcheinanderwirbeln. Eine Unterbrechung der umfangreichen Rohölexporte der USA würde zumindest in Europa für höhere Heizöl- und Tankstellenpreise sorgen.
Die Bedeutung amerikanischen Öls für Europa ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Schon heute wird der Preis für die globale Leitsorte „Dated Brent“ vor allem durch die Exporte der amerikanischen Ölsorte WTI Midland bestimmt. Die Nordseefelder liefern immer weniger Öl. Schon kleinere technische Störungen in der Nordsee führten daher zu starken Preisausschlägen. Deshalb fließt nun auch der Preis für das amerikanische Exportöl (inklusive Frachtkosten) in die Preisbildung von Brent mit ein.
Aktuell kostet Brent-Rohöl 85,55 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 81,17 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 784,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9347 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0696 Dollar.
Nationaler Markt
Auch der deutsche Heizölmarkt tritt heute auf der Stelle. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell den dritten Tag in Folge einen Durchschnittspreis von knapp über 100 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Vor allem die leicht fallenden Preise für Gasoil, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, entspannen den Heizölmarkt. Hinzu kommt das offenbar sehr geringe Interesse der Verbraucher, bei Preisen über 100 Euro zu bestellen. Die meisten Haushalte haben sich offenbar schon zu niedrigen Preisen eingedeckt oder warten nun auf günstigere Gelegenheiten.
Das zeigt auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst. Es bleibt in der neutralen Position. Auch bei der täglichen Lesereinschätzung gibt es nur wenig Veränderung. Knapp 40 Prozent der Stimmen erwarten höhere Heizölpreise.
Die Risiken für einen weiteren Preisanstieg sind in der Tat greifbar. Die Stimmung an den Ölmärkten scheint nach dem langen Preisverfall der letzten Monate zu drehen. Wer vor einem leeren Tank steht, sollte daher nicht zu lange warten. Die Preise sind noch immer vergleichsweise niedrig und der Heizölmarkt wirkt entspannt.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil