Internationaler Markt
Die amerikanische Zinsentscheidung wirkte gestern noch nach. Brent-Rohöl verteuerte sich erneut und schwankt am heutigen Morgen zwischen 74 und 75 Dollar je Barrel. Insgesamt konnten sich die internationalen Ölpreise in dieser Woche deutlich von ihrem Jahrestief erholen.
Die Lage auf den Ölmarkt hat sich hingegen nur wenig verändert. Aber zumindest fällt das saisonale Nachfragetief der Raffinerien im Herbst glimpflicher aus als sonst. In diesen Wochen stellen die Raffinerien auf der Nordhalbkugel ihren Produktmix auf die Winterkraftstoffe um. Die Anlagen stehen dann einige Woche still, so dass auch Instandhaltungsarbeiten und Reparaturen durchgeführt werden. Der Materialverschleiß ist hoch, denn Raffinerien arbeiten mit hohen, immer wieder wechselnden Temperaturen und Druckverhältnissen.
In dieser Zeit können sie kein Rohöl verarbeiten, so dass die Lagerbestände anschwellen und die Rohölpreise unter Druck geraten. In diesem Herbst werden die Raffinerien zumindest in den USA jedoch kürzer als sonst üblich stillstehen, so wurde gestern gemeldet. Das stützt die Ölpreise auf beiden Seiten des Atlantiks.
Das gilt auch für die geopolitische Lage. Die Probleme in Libyen schwelen vor sich hin. Noch immer liegen die Ölexportmengen weit unter dem Normalstand. Der Konflikt zwischen Israel und den Terrormilizen der Hisbollah schaukelt sich unterdessen hoch. Doch das verfolgen die Ölhändler nur nebenbei, denn die Folgen für die Ölversorgung bleiben vage und indirekt.
Greifbarer sind dagegen die fortwährenden Angriffe der Huthi-Milizen auf die Tanker vor der Küste Jemens. Noch immer risikieren zahlreiche Schiffe die riskante Route durch den Suez-Kanal, um die zusätzlichen Kosten für den Umweg über Südafrika einzusparen. Das gilt vor allem für Tanker der Shadow Fleet, die russisches Öl transportieren.
Die Risikobereitschaft dieser oftmals alten Schiffe, die in einem schlechten technischen Zustand sind, bereiten auch den Behörden in Dänemark Kopfzerbrechen. Immer mehr Tanker der Shadow Fleet verweigern dänischen Lotsen den Zutritt und manövrieren eigenständig durch die schwierigen Gewässer rund um Dänemark auf ihrem Weg von oder zu den russischen Ostseehäfen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis es zur nächsten Schiffskollision kommt.
Im Moment hat Moskau jedoch kaum Probleme, seine Ölexporte zu organisieren. Der Preis für russisches Tankeröl aus Europa ist unter den Preisdeckel von 60 Dollar je Barrel gefallen. Auch europäische Tanker dürfen jetzt russisches Öl transportieren, ohne Sanktionen fürchten zu müssen.
Das könnte noch einige Zeit so bleiben, denn der Push durch die amerikanische Zinswende ist allmählich eingepreist. Bald könnten sich die Preise für Brent-Rohöl wieder Richtung 70 Dollar je Barrel aufmachen.
Zum Handelsstart kostet Brent-Rohöl am heutigen Morgen 74,77 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 71,80 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 665,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8947 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1174 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legten gestern erneut zu. Heute zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von 94,2 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Trotz des Preisanstiegs in dieser Woche zeigen die längerfristigen Trendkanäle noch immer fallende Preise. Seit dem letzten Oktober hat Heizöl etwa 20 Prozent an Wert verloren.
Blickt man auf die Einkaufspreise der Ölhändler, könnten die Heizölpreise noch niedriger liegen. Die Preise für Gasoil, das Vorprodukt für Diesel und Heizöl, haben sich kaum bewegt. Zudem hat der Euro gegenüber dem Dollar an Wert gewonnen.
Auch viele Verbraucher finden das Preisniveau offenbar nicht mehr attraktiv. Die Zahl der Bestellungen ist in dieser Woche schrittweise auf einen nur noch durchschnittlichen Wert gesunken.
Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, bleibt ebenfalls in der neutralen Ecke. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich jedoch auf der zweithöchsten Stufe. Das könnte mit der weiter steigenden Zahl von Preispessimisten zusammenhängen. Ihr Anteil hat in der täglichen Lesereinschätzung gegenüber gestern erneut zugelegt. Sie wollen den Preisen nicht länger hinterherlaufen und ordern jetzt kurz entschlossen.
Vermutlich gibt es aber keinen Grund zur Eile. Ohne zusätzliche preisstützende News könnten die Ölpreise schon bald wieder den Rückwärtsgang einlegen. Doch die Lage bleibt wie immer unvorhersehbar. Wer Risiken aus dem Weg gehen will, kann sich aktuell zu immer noch sehr moderaten Preisen versorgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil