Internationaler Markt
Das Ölkartell OPEC+ konnte den Markt gestern nicht beeindrucken. Brent-Rohöl fiel nach dem mit Spannung erwarteten Meeting der Energieminister um vier Prozent und steht heute nur noch knapp über 80 Dollar je Barrel.
Was wurde beschlossen? Saudi-Arabien verlängert wie erwartet seine Förderkürzung im Umfang von 1 Mio. Barrel pro Tag bis zum April 2024. Das entspricht 1% des Weltölangebots. Russland will ab Januar etwas mehr Öl vom Markt nehmen: statt 0,3 Mio. sollen es 0,5 Mio. Barrel werden. Die übrigen Kartellmitglieder sollen je nach Ermessen freiwillige Förderkürzungen von Januar bis mindestens März festlegen.
In der Tat tröpfelten nach dem Meeting die verbalen Zusagen der anderen Petrostaaten ein. Sie summieren sich auf 0,7 Mio. Barrel pro Tag. Den größten Beitrag will der Irak mit 0,2 Mio. Barrel leisten. Allerdings fördert das Land deutlich über seinen bisherigen Zusagen, so dass die neuen Ankündigungen vermutlich nur dazu führen, dass die alten in etwa eingehalten werden.
Von Angola kam sogar eine glatte Absage: Das Land, das ohnehin kurz davor steht, das Kartell zu verlassen, will sich nicht an die Entscheidungen der Ministerrunde halten.
Dafür will nun der große Produzent Brasilien der OPEC beitreten. Das erhöht den Marktanteil der OPEC-Staaten beträchtlich, allerdings will sich das Land erst einmal nicht an den Förderquoten beteiligen. Der mit Abstand größte Ölkonzern des Landes, Petrobras, ist börsennotiert und gehört fast zur Hälfte privaten Investoren. Es ist also unklar, wie OPEC-Entscheidungen im Konzern umgesetzt werden sollen, wenn die Aktionäre einen anderen Kurs verfolgen wollen.
Die Preisreaktion des Marktes zeigt, dass die Händler mehr erwartet hatten: Höhere Kürzungen und vor allem für einen längeren Zeitraum. Offenbar konnte sich Saudi-Arabien als Führungsmacht im Kartell nicht durchsetzen. Die jetzt beschlossenen drei Monate geben den Exporteuren jede Menge Spielraum, faktisch nichts zu tun und nur z.B. die Lagerbestände aufzubauen, die dann ab April wieder geleert werden.
Immerhin wurde eine Krise der OPEC verhindert. Auch das war im Vorfeld ein mögliches Szenario. Die aktuellen Entscheidungen ändern also nicht viel: Ab dem kommenden Jahr könnte sich die Versorgung des Ölmarktes mit Rohöl schrittweise entspannen, denn von den USA über Kanada bis Guayana werden zahlreiche Staaten ihre Produktionsmengen erhöhen, die mit Sicherheit nicht der OPEC beitreten werden.
Schon heute senken die ersten Analysten ihre Preisprognosen. Brent-Rohöl soll demnach in der Nähe von 80 Dollar je Barrel bleiben oder sogar weiter sinken.
Danach sieht es heute morgen in der Tat aus. Brent-Rohöl kostet im Moment 80,44 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 75,63 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 800,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9177 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0895 Dollar.
Nationaler Markt
Der Einbruch der Einkaufspreise, also Rohöl und Gasoil, kommt im deutschen Heizölmarkt bislang nicht an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen kaum veränderten landesweiten Durchschnittspreis von 107 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Gestern war es einen knappen Euro mehr.
Der Wettbewerbsdruck zwischen den Händlern ist also gering oder er wird sich erst im Tagesverlauf zeigen. Das überrascht nicht, denn die Zahl der Bestellungen bleibt in dieser Woche sehr hoch.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht wie schon in den Vortagen auf der zweithöchsten Stufe. Der Preisoptimismus ging zuletzt etwas zurück. Etwas zwei Drittel der Voten setzen in der aktuellen Lesereinschätzung auf niedrigere Preise. Das ist ein unterdurchschnittlicher Anteil.
Dabei stehen die Chancen auf stabile oder fallende Preise jetzt besser als gestern. Es scheint dem OPEC-Kartell nicht zu gelingen, die Preise wieder nach oben zu treiben. Jetzt hängt viel davon ab, wie kalt der Winter wird. Je nachdem könnte es sich lohnen, das Füllen des Heizöltanks erst einmal zu verschieben und auf günstigere Preise zu warten.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil