Internationaler Markt
Die Preise für Brent-Rohöl setzten gestern zunächst ihre zehntägige Klettertour fort. Mit 88 Dollar je Barrel wurde ein neues Jahreshoch erreicht, doch dann kippte die Stimmung. In wenigen Stunden verloren die Rohölpreise vier Prozent und sackten bis unter 84 Dollar. Heute Morgen liegen sie bisher nur knapp darüber.
Ausschlaggebend war ein plötzlich Konjunkturpessimismus. Die USA meldeten schwache Zahlen für den Einzelhandel und die Industrie. Gleichzeitig bekräftigten die Zentralbanker, dass die Zinsen erst noch höher steigen müssen, um die Inflation zu bremsen.
Das war für viele Trader das Signal, erst einmal Gewinne mitzunehmen und zu verkaufen. Ob daraus eine anhaltende Trendwende wird, ist im Moment noch unklar. Die Wochendaten des Branchenverbandes API am Abend trugen jedenfalls nicht dazu bei, die Stimmung zu heben. Wie schon in der Woche davor wird ein sehr steiler Aufbau der Rohölvorräte um 7,6 Mio. Barrel erwartet. Heute Nachmittag veröffentlicht das amerikanische Energieministerium die detaillierteren offiziellen Zahlen.
So einseitig wie die Stimmung ist die tatsächliche Lage im Ölmarkt jedoch nicht. Der Ölverbrauch in China zieht nach dem Ende der Zero-Covid-Politik an. Die Prognosen liegen bei einem Wirtschaftswachstum von fünf Prozent für das laufende Jahr, nachdem Chinas Wirtschaft trotz der vielen Lockdowns im letzten Jahr immerhin noch um drei Prozent gewachsen war. Vor allem aus diesem Grund erwartet der aktuelle Monatsbericht der Internationalen Energieagentur, dass die globale Ölnachfrage bis zum Ende des Jahres auf ein neues Allzeithoch klettern wird.
Hinzu kommt, dass am 5. Februar der zweite Teil der EU-Sanktionen gegen russisches Öl in Kraft tritt. Nach dem Stopp der Rohölimporte im Dezember fallen dann auch die Produktimporte aus, also vor allem Diesel. Das wird sich jedoch nicht sofort bemerkbar machen, denn im Moment legen die europäischen Händler erst einmal Vorräte an. Selten kamen so viele russische Ölprodukte in die EU wie in diesen Wochen.
Eine starke Ölnachfrage und Störungen bei der Ölversorgung sprechen also eher für steigende Ölpreise. Doch im Moment halten sich die Händler zurück. Durchwachsene Konjunkturdaten und steigende Lagerbestände in den USA drücken die Stimmung.
Aktuell kostet die Nordseesorte Brent 84,15 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 78,50 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 933,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9251 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0805 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bleiben seit zwei Wochen in einer engen Preisspanne von 112 bis 115 Euro. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am heutigen Morgen einen etwas schwächeren landesweiten Durchschnittspreis von knapp 113 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Rückgang der Brent-Rohölpreise macht sich im Moment nicht voll bemerkbar, da die Gasoilpreise in Rotterdam stabil bleiben. Gasoil ist das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel.
Trotz der geringen Preisbewegungen wird jetzt häufiger bestellt. Die Bestellaktivität liegt mittlerweile deutlich über dem Durchschnitt, wozu wohl auch die fallenden Temperaturen beigetragen haben. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich auf der zweithöchsten Stufe, was ebenfalls für einen gewissen Kaufdruck spricht.
Trotzdem zeigt die tägliche Lesereinschätzung noch immer einen ausgeprägten Preisoptimismus. Vier von fünf Stimmen setzen auf sinkende Heizölpreise. Das ist ein hoher Anteil, fällt aber nicht aus dem Rahmen.
Was tun? Ab dem Frühjahr könnte sich die Versorgungslage mit Heizöl verschlechtern, während die Preisrisiken im Moment schwer einschätzbar sind. Wer nur noch noch wenig im Tank hat, sollte nicht zu lange warten.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.
Quelle: esyoil