Internationaler Markt
Der tagelange Anstieg der Ölpreise wurde gestern erst einmal gestoppt. Brent-Rohöl kostet heute Morgen um die 76 Dollar je Barrel. Das liegt nur knapp über dem Preiskorridor von 70 bis 75 Dollar, der im letzten Quartal die Preisschwankungen begrenzt hatte.
Dabei sah es gestern zunächst nach einer erneuten Ölverteuerung aus. Brent kletterte bis knapp 78 Dollar je Barrel, was angesichts der dünnen Nachrichtenlage viele Händler überraschte. Zwar hat Russland seine Ölexporte zum Jahreswechsel reduziert, aber das kam nicht unerwartet. Peking wiederum dementierte Meldungen vom Vortag, dass sanktionierte Ölimporte aus dem Iran reduziert werden sollen.
Schwerer wog die Ankündigung der USA, weitere 100 Tanker auf die Sanktionsliste zu setzen, um russische Exporte zu erschweren. Doch diese Maßnahme muss erst einmal umgesetzt werden. Ähnlich vage bleiben im Moment die Folgen der Frostwelle in den südlichen Ölregionen der USA. Sie könnte die heimische Ölproduktion bremsen, doch im Moment scheint die Lage stabil.
Für größere Schlagzeilen sorgte der bereits jetzt irrlichternde Präsident der USA. Trumps Vorstöße, den Golf von Mexiko in „Golf of America“ umbenennen zu wollen, oder sich Grönland, den Panamakanal und Kanada einzuverleiben, stießen außerhalb seiner Gefolgschaft nur auf Kopfschütteln oder humoristische Gegenattacken. Auch Teile seiner eigenen Partei blickt bereits sorgenvoll auf die nächsten Wahlen zum Repräsentantenhaus in knapp zwei Jahren. Das imperialistische Gehabe der neuen Administration in Washington hat zunächst keine erkennbaren Folgen für die Ölpreise, sorgt jedoch für Unsicherheit.
Am Nachmittag lösten dann die ersten greifbaren Fakten aus dem Ölmarkt einen Preisrutsch aus. Der neue Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt ähnelte stark dem Bericht aus der Woche davor: Ein leichter Rückgang bei den Rohölvorräten, aber dafür erneut ein massiver Lageraufbau bei den Ölprodukten. Der Heizölverbrauch im Nordosten der USA steigt zwar aufgrund der Kältewelle steil an und sorgt dadurch für einen Nachfrageschub. Im Rest des Landes wird allerdings vor allem mit Erdgas oder Strom geheizt, so dass dieser regionale Trend das Gesamtbild steigender Lagerbestände nicht ändern kann.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und der Umfrage des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:
Rohöl: -1,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,0 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +6,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,2 Mio. Barrel (API)
Benzin: +6,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +7,3 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,6 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,2 Mio. Barrel pro Tag (fast exakt auf Vorjahresniveau)
Nach der Veröffentlichung der Zahlen legten die Preise sofort den Rückwärtsgang ein. Über Nacht verhinderten dann schwache Konjunkturdaten aus China eine Preiserholung. Aktuell kostet Brent-Rohöl 76,18 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 73,26 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 697,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9705 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0301 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen heute den internationalen Vorgaben und geben prompt nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 97,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Händler müssen der Kundschaft ohnehin entgegenkommen, wenn sie ihren Absatz ankurbeln wollen. Trotz der winterlichen Temperaturen blieb die Zahl der Bestellungen in den letzten Tagen unter dem Durchschnitt. Viele Haushalte haben sich schon im letzten Jahr eingedeckt und werden nur noch bei günstigen Preisangeboten aktiv.
Das zeigt auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst. Es bleibt auf einer mittleren Position, die eine eher abwartende Haltung signalisiert. Viele Verbraucher blicken allerdings sorgenvoll in die nahe Zukunft. Die täglich erhobene Lesereinschätzung zeigt, dass fast 40 Prozent der Stimmen steigende Preise erwarten. Das liegt deutlich über dem Durchschnitt.
Dieser Pessimismus erscheint jedoch im Moment übertrieben. Die wetterbedingten Probleme werden voraussichtlich nicht lange anhalten. Auch ist völlig unklar, ob oder wie rasch die neue Trump-Administration russische und iranische Ölexporte bremsen wird. Damit bleibt es vorerst dabei, dass ein nach wie vor üppiges globales Ölangebot einen größeren Preisanstieg verhindern wird.
Allerdings gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil