Internationaler Markt
Am frühen Morgen drehten die globalen Ölmärkte binnen weniger Minuten nach unten. Aktuell steht Brent-Rohöl sogar unter der 40-Dollar-Marke. Die Nachricht, dass Trump und seine Frau positiv auf Corona getestet wurden, verunsichert erst einmal die Märkte. Wichtige Indikatoren wie der Dollar bewegen sich allerdings kaum.
In der Tat ist erst einmal unklar, was die Nachricht bedeutet, zumal sich Trump kaum noch um das Regierungsgeschäft kümmerte und nur noch für seine Wiederwahl in vier Wochen unterwegs war.
Die US-Medien überschlagen sich nun mit Analysen, welchen Gefahren das Land ausgesetzt sei, wenn der „Commander-in-Chief“ ausfallen sollte. Aber das ist eine Art von „Breaking News“, die den Mann und die Frau auf der Straße wohl nicht umtreiben. Auch Großbritannien versank nicht im Meer, nur weil Boris Johnson an Corona erkrankte.
Sollten jedoch Trump und auch Vizepräsident Pence ausfallen, hätte die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi – eine Intimfeindin von Trump – laut Verfassung das Sagen im Weißen Haus. Ein politisches Chaos wäre dann so kurz vor den Wahlen unvermeidlich.
Und die Ölpreise? Schon gestern hatten die Ölpreise deutlich nachgegeben, wenn auch aus anderen Gründen. Die Einigung über ein Konjunkturpaket in den USA rückte in weite Ferne und die Zahl der aktiven Bohranlagen in den USA stieg deutlich an. Mit anderen Worten: Die Ölnachfrage bleibt in den USA erst einmal schwach, aber dafür steigt das Ölangebot. Kein Wunder, dass der kurze spekulative Ölpreisanstieg vom Mittwoch abrupt endete.
Sollten die Wahlchancen für Joe Biden durch die Erkrankung Trumps steigen, wären die Folgen für die Ölpreise zweischneidig. Einerseits befürwortet er energischere Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie. Das könnte die Ölnachfrage kurzfristig schwächen, mittelfristig aber stärken. Andererseits will seine Partei die Schieferölindustrie stärker regulieren – das könnte das Ölangebot mittelfristig senken, also die Preise stützen.
Ähnlich uneindeutig fällt auch das Urteil vieler Trader am heutigen Vormittag aus. Nach dem ersten Einbruch unter die 40-Dollar-Marke bewegen sich die Ölpreise unentschlossen auf und ab. Am frühen Morgen steht die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) bei 37,65 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 39,85 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 316,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8519 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1734 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen den internationalen Ölpreisen und geben deutlich nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt ein bundesweites Preisniveau von knapp über 37 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung mit 3000 Litern. Das liegt nur minimal über dem Jahrestief.
Der Heizölmarkt blieb gestern aktiv und dürfte heute nach dem Preisrutsch wohl noch an Fahrt aufnehmen. Wer die Rekordpreise Mitte September verpasst hat, bekommt nun eine zweite Chance.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht, steht wie gestern auf der zweithöchsten Stufe, während der Preisoptimismus etwas zurückging. Etwa drei von vier Stimmen setzen in der tagesaktuellen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise.
Die Preischarts zeigen sich in dieser Hinsicht noch optimistischer. Auch die kurzfristigen Preiskurven sind jetzt wieder in die Mitte ihrer fallenden Preiskorridore zurückgekehrt. Für die mittel- und langfristige Preisentwicklung gilt das ohnehin.
Was tun? Wie erwartet war der Anstieg der Ölpreise nur von kurzer Dauer. Die Schwäche des globalen Ölmarktes verhindert einen Preisausbruch nach oben. Die Krise im Weißen Haus verstärkt diesen Trend nur. Im Moment sieht es danach aus, dass nur ein Abflauen der Pandemie oder die nahe Verfügbarkeit eines Impfmittels den Ölmarkt aus seinem Abwärtstrend reißen kann. Heizöl könnte daher noch für viele Wochen billig bleiben.
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Quelle: esyoil