Internationaler Markt
Die Rohölpreise bleiben auch am heutigen Morgen in der Nähe von 85 Dollar. Nach dem steilen Anstieg in der ersten Junihälfte gab es in den letzten Tagen nur noch wenig Bewegung.
Der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt sorgte gestern für eine Überraschung: Die Rohölvorräte wuchsen im Vergleich zur Vorwoche deutlich um 3,6 Mio. Barrel an. Zusätzliche 1,2 Mio. Barrel füllten die staatlichen Ölreserven. Da auch die Benzinvorräte mit 2,7 Mio. Barrel stark zulegten, wirkt der amerikanische Ölmarkt im Moment eher überversorgt. Insgesamt haben die Ölvorräte aller Art in den USA jetzt wieder den Stand vom Februar 2021 erreicht.
Auch die Ölnachfrage bleibt unter den Erwartungen. Der Benzinverbrauch und der Dieselverbrauch sind unter den Vorjahreswerten. Nur Jet Fuel kann leicht zulegen.
Kein Wunder also, dass die Raffinerien nicht mehr mit voller Kraft arbeiten. Die Margen bei Diesel fallen schon seit dem Winter, aber seit dem Frühjahr sind nun auch die Margen bei der Herstellung von Benzin geschrumpft. Die Raffineriebetreiber kaufen daher weniger Rohöl für die Weiterverarbeitung ein.
Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: +3,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,9 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -0,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,2 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,8 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,2 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,4 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. über Vorjahreswert)
Die neuen US-Daten belasteten gestern die Ölpreise, aber der Effekt blieb zunächst gering. Vor allem die Konflikte in Nahost sorgen dafür, dass die Ölpreise nicht stärker nachgeben. Eine Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon wird im Moment immer wahrscheinlicher.
Im globalen Ölmarkt sind die Aussichten umstritten. Einige Analysten erwarten eine knappere Versorgung in der zweiten Jahreshälfte. Andere Beobachter rechnen eher damit, dass sich die schwache Ölnachfrage nicht erholen wird.
Mit dem aktuellen Preisniveau scheinen im Moment die meisten Marktteilnehmer zufrieden zu sein. Die Preisbewegung hält sich in Grenzen. Aktuell kostet Brent-Rohöl 85,07 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 80,67 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 787,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9350 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0692 Dollar.
Nationaler Markt
Nach der Frühjahrsmüdigkeit die Sommerträgheit: Im deutschen Heizölmarkt bleiben die Preise seit fast zwei Wochen knapp unter 100 Euro. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt auch am heutigen Vormittag einen Durchschnittspreis von 99,7 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die etwas schwächeren Vorgaben aus dem internationalen Rohölmarkt machen sich kaum bemerkbar. Das liegt an den stabilen Preisen für Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl.
Die Bestellaktivität ist nach wie vor gering. Die geringen Preisbewegungen sorgen dafür, dass kein Kaufdruck entsteht. Schnäppchenjäger warten günstigere Gelegenheiten ab; alle anderen schieben die Entscheidung auf die lange Bank.
Dazu passend bleibt das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, auf einer neutralen Position. Auch der Preisoptimismus ist auf einem durchschnittlichen Niveau: Ein Viertel der Stimmen erwartet laut der täglichen Lesereinschätzung fallende Preise.
Fazit: Wer nur noch wenig im Tank hat, sollte im Moment die noch immer recht günstigen Preise und Konditionen nutzen. Wer abwarten und spekulieren will, sollte die Lage in Nahost zeitnah verfolgen. Eine Ausweitung des Krieges Richtung Libanon und Syrien könnte einen neuen Preisschub auslösen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil