Internationaler Markt
Die Kriegsrhetorik im Nahen Osten gibt den Sorgen vor einer unkontrollierbaren Eskalation, bei der Atom- und Ölanlagen angegriffen werden, neue Nahrung. Sie annulliert den jüngsten Preisrückgang. In die gleiche Kerbe schlagen das durch freiwillige Produktionskürzungen zurückgehaltene Öl der OPEC-Plus und ein weiterer Tropensturm im Golf von Mexiko, der die US-Ölanlagen im Wochenverlauf bedrohen soll. Die Ereignisse wirken an den Ölbörsen als wabernde Befindlichkeit. Sie kommen und gehen mehr oder weniger willkürlich, wobei die Betonung auf kommen und gehen liegt.
Ähnliches gilt für chinesische Konjunkturdaten. Heute Morgen erschien der Oktober-Wert des Caixin-Einkaufsmanagerindex für das nichtverarbeitende Gewerbe. Er übertraf die Erwartungen. Das ist ein nachvollziehbarer Grund für steigende Ölpreise, allerdings mit kurzer Wirkung, denn die ständigen Zweifel an der chinesischen Konjunkturstärke sind nachhaltiger. Sie lassen sich nur durch wirksame politische Eingriffe besänftigen.
Mehr Interesse als dem ständig Wiederkehrenden dürften die Marktteilnehmer in dieser Woche dem Ergebnis der Präsidentschaftswahl in den USA, der Zinsentscheidung der US-Notenbank und den Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Ankurbelung der Konjunktur schenken. Die Wahl beginnt heute. Der Zinsentscheid ergeht am Donnerstag. Die Maßnahmen werden wahrscheinlich am Freitag mit Beendigung der Sitzung des ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses vorgestellt. Damit stehen in den kommenden drei Tagen hoch emotionalisierende Verkündigungen auf der Agenda. Sie dürften an den Ölpreisen tageweise rütteln. Mittel- und langfristig räumen die Börsen derartigen politischen Themen nur eine kurze Halbwertzeit ein.
Auf der Website des iranischen Ölministeriums findet man eine Mitteilung, die über das übliche Tagesgeschehen hinausgeht. Teheran plant, seine Ölproduktion um 250.000 Barrel pro Tag zu steigern. Es handelt sich um ein größeres Volumen als bei der vorgesehenen und verschobenen Produktionssteigerung der OPEC-Plus. Die Finanzierung des Plans soll aus dem Nationalen Entwicklungsfonds erfolgen. Die Regierung betont, dass die Erhöhung der Produktion für die wirtschaftliche Unterstützung des Landes entscheidend sei. Da der Iran nicht an die Produktionsgrenzen des OPEC-Plus-Abkommens gebunden ist, kann er seine Fördermengen ohne Auswirkungen auf die Kürzungen der Allianz erhöhen. Ein Plan schafft allerdings noch keine Tatsache. Daher dürfte die preisliche Wirkung der Mitteilung gering ausfallen.
Heute Morgen laborieren die Ölnotierungen an den Börsen im Bereich des Hochs der vergangenen Woche. Es sieht so aus, als sollten die Preise darüber hinaus wachsen. Nun denn, die Woche hält ohnehin einige Überraschungen bereit. Eskalierende Preissteigerungen sollten nicht dazugehören.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 71,76 Dollar und das Barrel Brent zu 75,38 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 689,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9177 Euro. Damit kostet der Euro 1,0894 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise zeigen sich heute Morgen nahezu unbewegt, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das liegt gerade noch im Rahmen der internationalen Vorgaben. Vermutlich wird Heizöl im Tagesverlauf aber etwas teurer werden. Völlig entkoppelt von ihrem letzten Tief sind die Preise noch nicht. Eine Veränderung der Lage der Trendkanäle steht derzeit auch nicht auf dem Programm. Im kurzfristigen Bereich weist der Trend leicht aufwärts. In den mittel- und langfristigen Zeitansichten zeigen die Kanäle abwärts. Daher könnten die Träume von fallenden Preisen im Verlauf der nächsten Wochen und Monate noch Realität werden.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt verläuft jahreszeitgemäß. Zurückhaltender ist die Hoffnung auf günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen zwischen mittlerem und hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem uninspirierten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit will, kauft zum gegenwärtigen Preis. Wer hinreichend Heizöl im Tank hat, sollte die Spekulation auf tiefere Preise riskieren.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil